Nun ist es also soweit, das Abenteuer ist gestartet, wir sind unterwegs und erleben viel Schönes zusammen als Familie. Unser Mietwagen ist gelb und amerikanisch, hat einen grossen Motor aber einen kleinen Kofferraum. Wenn man aufs Gaspedal drückt, wird die Landschaft schlagartig schneller und das Grinsen auf meinem Gesicht grösser.

Es ist unglaublich befriedigend zu spüren, wie wir als Familie zusammenwachsen und sich unsere Kinder schnell an die veränderte Situation anpassen. Die Aufgaben mit ihnen zu erledigen ist noch eine Herausforderung, da die Klassenkameraden ja noch in den Ferien sind und schwer einzusehen ist, weshalb unsere Kinder jetzt schon für die Schule arbeiten sollen. Heute ist der erste Tag, an dem wir das Auto stehen lassen und am Computer und mit den Kindern arbeiten. Die Leute hier in Québec sind sehr freundlich und mittlerweile verstehen wir auch ihren Akzent besser. Für mich tönen die Kanadier wie Franzosen, die angetrunken und erkältet sind. Der Wortschatz ist ebenfalls verschieden vom «Europa-Französischen» , so heisst z.B. eine Fähre nicht «ferry», sondern «traversier» oder Heidelbeeren nicht «mirtilles», sondern «bleuets».

Überhaupt wird in Québec peinlich darauf geachtet, für alles Französische Ausdrücke zu verwenden, so heisst z.B. der berühmte Disney Film «Cars» hier «Bagnoles». Auf einem Aufkleber auf einer Strassenlaterne stand : «Ich respektiere diejenigen, die mich respektieren und deshalb kaufe ich dort, wo die Produkte auf Französisch angeschrieben sind.»

Die lokale Spezialität heisst Poutine, ein Gemisch aus Pommes, die zuerst in brauner Tüten-Sauce ertränkt wurden und daher nur noch matschig und eklig sind. Danach werden die armen Pommes noch mit geriebenem Gummi-Käse, dessen Konsistenz an alten Tintenfisch erinnert zu Tode gebombt. Einzuordnen unter dem Kapitel «Cuisine cruelle» des Kochbuchs. Wann immer wir Franzosen treffen ist ein zentrales Gesprächsthema die beste Bäckerei



Die letzten 3 Tage waren wir in der Wildnis auf einem Campingplatz OHNE WiFi! So richtig in der Pampa halt. Das Haus von 1850, in dem wir ein Gästezimmer hatten, war so schräg, dass man kaum die Treppe hoch gekommen ist und sich keine Tür mehr schliessen liess. Man fühlte sich wie auf einem alten Dreimaster, denn es gab im ganzen Haus keine rechten Winkel und die Decken waren so tief, dass mir eine ständige Demutshaltung auferlegt war. Es war ein lustiges Erlebnis und ich fühlte mich mit all den Alltagsgegenständen aus vergangenen Tagen wie in einem Freilichtmuseum.

Die Kinder wissen jetzt, wie man früher mit dem heissen Eisen Wäsche gebügelt hat und wie man beim Plattenspieler vorspult oder Lieder anwählt. 


In les Escoumins waren wir beim Walschauen mit dem Schlauchboot. Es gab einen Blauwal, 5 Buckelwale (inkl. Schanzflosse in der Höhe beim Abtauchen) und Mink- und Finnwale. Die Robben, die uns neugierig beobachtet haben sind fast übersehen worden vor lauter Ausschau halten nach Blasfontänen und Gigantismus. Die Wassertemperatur war mit 4°C so frisch, dass wir trotz sommerlicher Temperaturen eine Winterjacke trugen und das Spritzwasser liess einige Passagiere, die eine Kapuze nicht für nötig hielten, so richtig «pflotschnass» werden und jämmerlich frieren.


Auf der Fährüberfahrt von Saint-Siméon nach Rivière-du-Loup ist mir eine Frau auf der Brücke der Fähre aufgefallen, die mit einem Feldstecher Ausschau nach Walen gehalten hat. Die Dichte an Walen hier im Saint Laurent Meerarm ist so hoch, dass spezielle Massnahmen wie diese notwendig sind, um zu verhindern, dass diese wunderbaren Tiere verletzt werden. Beim Anlegemanöver kreuzte eine Schule aus Belugas unser Fahrwasser. Das waren die einzigen Tiere, die wir unbedingt sehen wollten und während unser Schlauchboot Tour nicht zu Gesicht bekamen. Jetzt haben wir unser Wal-Quartett komplett!


Nun sind wir in Rimouski und gehen zu Fuss ins Restaurant "Le Phare" am Meer, wo es wunderbar frischen Fisch zu essen gibt.