Brisbane, Victoria: Einreise nach Australien als Hindernislauf

Unsere Zwischenlandung in Brisbane nach 13 h Flug ab Los Angeles war eine Erlösung. Endlich raus aus dem Flugzeug nach nicht enden wollender Reise. Ich habe den Aufpreis für die Premium Economy Sitze keine Sekunde bereut. Jetzt wird es etwas hektisch, denn wir haben nur 2 h Zeit, um unseren Anschlussflug zu bekommen. Das tönt nach genügend Puffer, aber ich kenne weder den Flughafen, noch die Launen der Beamten der Einreisebehörde. Für jedes Familienmitglied musste ich eine Einreisekarte ausfüllen, auf der wir bezeugen, gesund zu sein, eine Adresse in Australien zu haben und auch sonst keine schädlichen Organismen einführen zu wollen. Es erinnert etwas an die Biosicherheitskontrollen (ich liebe dieses Wort, ist aber eine déformation professionelle, die mit Biosicherheitswerkbänken der Skan zu tun hat) in Kalifornien. Nach 45 Minuten Schlange stehen weist der Einreisebeamte (ich taufe ihn Mr. Nörgeli) 3 meiner 4 Kärtchen zurück, weil ich nicht alle 15 Fragen mit einem Kreuzchen versehen habe, sondern bei den Kindern und Céline einfach einen Strich über alle «Nein» Kästchen gezogen habe. «Geht so nicht, nochmal komplett neu ausfüllen!» raunzt Nörgeli mich an und weist mir gnädigerweise einen unbesetzten Schalter zu, an dem ich meine «Strafaufgaben» erledigen kann. In der Skan wären diese 3 Kärtchen wegen der GDP (good documentation practice) auch nicht bei der Qualitätssicherung durchgegangen. So gehen nochmals 10 Minuten verloren, ich werde nervös und spüre mein Adrenalin auf der Zunge. Ich könnte Nörgeli an die Gurgel springen, aber das würde mich statt auf den Flug höchstens in die Zelle bringen. Daher versuche ich mir nicht anmerken zu lassen, dass wir es eilig haben und lege dem auf äusserste Exaktheit bedachten Herr Nörgeli meinen zweiten Versuch der Kärtchen vor. In aller Ruhe prüft er meine Angaben und ergänzt netterweise noch die zweiten Vornamen von uns allen. Nur für den Fall, dass noch jemand anderes mit dem selben Vor- und Familiennamen und ausserdem der identischen Passnummer einreisen würde, versteht sich. Darauf hätte ich wirklich auch selbst kommen können! Dann staunt er, dass ich bei der Adresse in Flemington keine Telefonnummer und keine Strasse angegeben habe. Geduldig erkläre ich, dass ich die Adresse meiner Schwester nicht kenne, aber dass dies auch nicht nötig sei, da sie uns netterweise direkt am Flughafen abholen wird. Nörgeli erwidert, dass ich aber ihre Telefonnummer angeben sollte, falls ich sie anrufen muss wenn sie nicht zum vereinbarten Zeitpunkt auftaucht. Ich beruhige den Beamten, dass auf meine Schwester absolut Verlass ist und ich die Telefonnummer nicht kenne, da ich mit ihr per eMail korrespondiere. Endlich winkt uns Nörgeli durch. Dann aber Tempo, zum Kofferkarussell, die 8 Koffer Gepäck auf 2 Wagen laden und sich im Eiltempo in die nächste Warteschlange der Biosicherheitskontrolle einreihen. Einen Flughafenangestellten frage ich nach unserer Chance, den Anschlussflug noch zu erreichen. «Praktisch Null!» ist die ernüchternde Antwort. Nun ist mein Ehrgeiz geweckt und ich krame schon mal den Kienspan hervor, den ich als Feuerstarter von Marc, einem Arbeitskollegen und Survival und Messer-Experten, erhalten habe. Ein «Biosicherheitshund» beschnuppert unser Gepäck und tatsächlich, alle meine Angaben auf der Einreisekarte waren korrekt und so dürfen wir den Checkpoint passieren. Im Galopp rasen wir mit den 2 Gepäckwagen und 4 Stück Handgepäck zum Check-in von Virgin Airlines, wo uns noch 2 Minuten bis zum Schliessen des Schalters bleiben. Wir stürmen an der Warteschlange mit 40 Leuten vorbei und dürfen unser Gepäck aufgeben. Der Transferbus, der uns zum Inland Terminal bringt, wird avisiert und wartet extra auf uns. Sobald wir eingestiegen sind, fährt er los und kaum ist er angekommen, hechten wir zur Sicherheitskontrolle, wo in Arthurs Rucksack eine Papierschere entdeckt wird, deren Klinge 1 cm zu lang ist. Wir diskutieren nicht lange und geben sie ab, damit wir endlich zum Flugsteig weiterrennen können. Es geht nichts über grosszügige Zeitpuffer…Die Mitarbeiter am Gate wollten alle unsere Rucksäcke wiegen (passiert mir zum ersten Mal) und da hatte ich statt der erlaubten 7 kg doch tatsächlich 11 kg am Rücken hängen. Das erklärt auch, weshalb ich am Rücken total durchgeschwitzt bin. An Umpacken war nicht mehr zu denken, daher wurde mein Rucksack im Frachtraum eingeladen. Wir hatten die Wette gewonnen und den Flug nicht verpasst, das allein zählt. Der Inlandflug nach Melbourne dauerte nur zweieinhalb Stunden und die Einreise war problemlos. Drei Koffer haben den Anschluss nicht geschafft und werden später nach Hause geliefert.



Melbourne, Victoria: Empfangskomitee der «Locals»

Welch helle Freude, von meiner Schwester Flurina und ihrer Tochter Leyla am Flughafen abgeholt zu werden. Ich habe beide seit über 2 Jahren nicht mehr gesehen und sie wieder in den Armen schliessen zu können überschüttet mich mit Glücksgefühlen. Es ist einfach etwas anderes, ob man als Tourist ein Land bereist, oder ob man als Gast jemanden besucht und sogar bei ihm zu Hause wohnen darf. Meine Eltern Astrid und Peter wohnen ebenfalls in der Marwick Street 15 (nur als Info, falls Herr Nörgeli mitliest und unsere Einreisekärtchen noch komplettieren möchte) in Flemington und helfen im Haushalt und bei der Kinderbetreuung kräftig mit. Sie hatten uns bei der Abreise zu unserem Abenteuer an den Flughafen Basel gefahren und auch sie haben uns seither gefehlt. Nach seinem Nickerchen können wir auch Louie, Flurina und Christophs Sohn begrüssen. Nach dem Feierabend durften wir auch Flurinas Ehemann Christoph fest drücken. Er kocht wie ich gerne mit dem Holzkohlengrill und führte uns am Abend seine Kochkünste auf diesem vor. Vom Feinsten! Man darf nur nicht vergessen, die Wäsche vorher von der Trockenleine herunterzuholen, sonst ist sie nachher schwarz bepunktet vom Grill-Abgas.



Melbourne, Victoria: Crazy Car Rentals Toyota RAV4

Um auch bei meiner Schwester mobil zu sein, mietete ich für 2 Wochen einen Toyota RAV4 mit Jahrgang 2003, der die besten Zeiten schon hinter sich hat. Die Starter Batterie erlitt den Hitzetod bei 48°C in der Sonne und der Vermieter brachte mir eine neue zum einbauen. Da er kein Werkzeug mitbrachte, durfte ich es selbst tun. Zum Glück hatte Christoph eine Kombizange im Haus. Alles in allem aber ein witziges Wägelchen für an den Strand, mit 4WD und grossem Kofferraum und vor allem: Sonnendach!



Melbourne, Victoria: Besuch im Sea Life Aquarium

Das Sea Life Aquarium gefiel uns sehr gut. Mein Favorit war das grosse zentrale Becken, wo man in der Mitte sitzen kann und einen 360° Rundumblick auf Haie, Rochen und einen 1.5 m langen «Blue Grouper» hat, der schon 3 kleine Haie gefressen hat! Jetzt bekommt er immer eine extra Portion zu essen, damit ihm sein Appetit auf Hai vergeht.

An diesem Tag machte im Hafen auch das Schiff «Steven Irvin» der militanten Umweltorganisation Sea Shepherd fest. Dem Zustand des Schiffes nach zu urteilen gibt es an Bord viel zu reparieren. Ob ich da mal anheuern soll? Wäre sicher interessant und schweissen lernen wollte ich schon lange.



Melbourne, Victoria: Geburtstagsfeier von Leyla in den Carlton Baths

Heute Samstag haben wir den 5. Geburtstag von Leyla-Sophia gefeiert mit ihren Freunden und Freundinnen. In den Carlton Baths, einer kleinen Badeanstalt, die mich aufgrund der Grösse an das Sonnenbad in Binningen erinnerte, wurden der Baby-Shark Tanz getanzt, die Kräfte im Seilziehen gemessen, nach Gegenständen getaucht und mit Wasserpistolen auf Pingpong-Bälle gezielt. Die Eltern der Kinder waren die ganze Zeit anwesend und es war für uns als Mithelfer interessant, Leute so vieler verschiedener Provenienzen kennenlernen zu dürfen. Es war ein schönes Fest und Christoph bekam sogar ein neues iPhone, da sein altes nicht wasserdicht war.



Torquay, Victoria: Erste Surfstunde an Heiligabend

Torquay ist eine der beliebten Destinationen in Australien für Surf-Freaks. Eine gute Autostunde westlich von Melbourne und nicht mehr in der Bucht von Melbourne gelegen kommen hier die grossen Wellen am Strand an. Christoph und Flurina besitzen ihr eigenes Surfbrett und ich mietete eines im Surfshop an der Ecke. Die Wellenhöhe war für mich als blutigen Anfänger beeindruckend und ich schluckte mehr als einmal Meerwasser. Was von Land aus total locker und elegant aussieht, ist als Anfänger das pure Gegenteil. Die Wellen spülen dich durch, du weisst nicht mehr, wo unten oder oben ist und das Salzwasser brennt in den Augen. Ein erfahrener Surfer sagte zu Christoph: «Ah, hast du heute deinen Buddy mitgebracht? Weisst du, für Anfänger wäre es besser da drüben zu üben, wo die Wellen nur halb so gross sind.» Doch Christoph wusste, dass ich tauchen kann und wir blieben an unserem Standort. Dennoch schaffte ich es nicht, genügend schnell und am richtigen Ort zu sein, um eine Welle zu «erwischen», geschweige denn auf dem Surfbrett aufstehen zu können. Christoph half mir dann durch anschieben im seichten Wasser, wenigstens auf dem Bauch liegend etwas Wellenreit-Feeling zu bekommen. Als ich zu kaputt war, um mich noch mehr weichspülen zu lassen, durften Jeanne und Arthur auf die beiden Surfbretter liegen und Christoph und ich schoben sie im seichten Bereich über die hereinkommenden Wellen, so dass sie in die Luft katapultiert wurden und einen riesen Spass hatten. Als Krönung gab es nachher Glacé für alle.



Melbourne, Victoria: Weihnachtsfeier an der Marwick Street

Es war für mich eine unglaubliche Genugtuung, zum ersten Mal seit so langer Zeit mit fast der gesamten Familie (es fehlten nur Jonas und Sabrina) Weihnachten feiern zu können. Wir sangen Weihnachtslieder und freuten uns am kunterbunt funkelnden künstlichen Weihnachtsbaum, den meine Eltern liebevoll hergerichtet hatten, während wir beim Surfen waren.



Melbourne, Victoria: Weihnachtsfeier bei Margareth und John

Margreth ist Christophs Chefin und hat uns alle zu sich an die Weihnachtsfeier eingeladen. Im Vorfeld wurde uns von Astrid und Flurina schon viel von dieser umtriebigen und bemerkenswerten Dame erzählt und wir waren gespannt, sie kennenzulernen. Als sie uns willkommen hiess, war ich begeistert von ihrem hellwachen Geist, ihrer Erdverbundenheit (sie lief barfuss) sowie ihrer Vielseitigkeit. Austern, Lachs, Truthahn, Brandy-Butter (mehr Brandy als Butter gemäss John und genau mein Geschmack) und Plumpudding waren nur einige der Highlights aus den samt und sonders selbst zubereiteten Speisen. Die Kinder konnten im Pool planschen oder im schönen Garten mit Trampolin und Baumschaukel spielen wie es ihnen gefiel. Jeder bekam neben der herzlichen Gastfreundschaft auch noch ein liebevoll ausgesuchtes Geschenk.



Melbourne, Victoria: Geburtstag von Leyla im Zoo

Am 26.12., zu ihrem Geburtstag, wünschte Leyla sich ein Picknick im Zoo. Wir verbrachten einen schönen Tag und bewunderten den Platypus (Schnabeltier), welchen wir unbedingt auch in freier Wildbahn noch sehen möchten, da dies gemäss Aborigines Glauben Glück bringt. Er ist sehr scheu und nachtaktiv. Wenn er Schritte hört, taucht er unter und da er meistens ins schlammigem Wasser jagt, sieht man von ihm nur noch die Luftblasen. Dies wird für uns sicher keine leichte Aufgabe werden.



Melbourne, Victoria, Botanischer Garten: Openair Kino Bohemian Rhapsody

Der botanische Garten ist wunderschön angelegt und auf einem der Seen kann man sich sogar auf einer Gondola spazieren fahren lassen. Nur der Gesang des Gondoliere fehlt noch. Heute sind wir aber hier, um im Openair Kino den Film «Bohemian Rhapsody» zu sehen. Es war Christophs Weihachtsgeschenk an Flurina, Céline und mich. Dieser Musikfilm porträtiert das Leben von Freddy Mercury, dem Sänger der Rockgruppe Queen sehr schön. Ich liebte den Film bis auf die Beschallungsanlage, die für einen Musikfilm hoffnungslos unterdimensioniert war. Im Hintergrund der Leinwand war die Skyline von Melbourne zu sehen, was dem ganzen einen total mondänen Touch gab. Als dann grosse Schwärme von Flughunden über uns hinwegzogen, wähnte man sich in einem Batman Film. Es war ein eindrückliches Spektakel, zumal wir ein paar dieser faszinierenden Tiere, die etwa doppelt so gross wie Fledermäuse sind, aus nächster Nähe in den Bäumen hängend betrachten konnten.



Melbourne, Victoria: Ultimate Frisbee

Christoph und Flurina nahmen uns mit zum Training und so hatte ich Gelegenheit, zum ersten Mal bei einem Ultimate Frisbee Spiel mitzumachen. Dabei werden zwei Mannschaften gebildet, die sich die Scheibe zuspielen und derjenige, der die Scheibe hat, darf nicht mehr vorwärtsgehen, sondern muss die Scheibe einem Mannschaftskollegen zuspielen. Dieser muss die Scheibe fangen, sonst bekommt die gegnerische Mannschaft die Scheibe. Es war sehr sportlich und es wurde fair gespielt, aber ich war froh, nach einem von drei Spielen mit Leyla, Louie, Christoph und Arthur Fussball spielen zu können, da ich schon verschwitzt war.



Melbourne, Victoria: Sylvesterfeier beim Riesenrad

Mit dem Toyota fuhren Flurina, Céline, meine Mutter, mein Vater und ich in die Nähe des «Melbourne Star», einem schön beleuchteten Riesenrad, wo wir einen guten Blick auf das spektakuläre Feuerwerk hatten, das von den Dächern der Hochhäuser abgefeuert wurde. Als kleines Schmankerl und letzte Wildlife-Sichtung im 2018 sahen wir einen Fuchs, der sich auf das nahe gelegene Rangiergeleise verirrt hatte. Wir hoffen natürlich, dass wir in Australien mindestens ebenso viele interessante Begegnungen mit wilden Tieren haben werden wie in Kanada und den USA. Ein gutes Neues Jahr allen Lesern dieses Blogs!