Melbourne, Victoria: Besuch im Peter MacCallum Cancer Center

Heute haben wir den Arbeitsplatz meiner Schwester besucht, die am Peter MacCallum Krebsforschungszentrum mit genetisch manipulierten Ovarkarzinomzellen arbeitet. Das hat mich sehr interessiert und ich bin mächtig stolz auf Flurina, dass sie so wichtige Arbeit betreibt, die eine grosse zeitliche Investition benötigt. Das Arbeiten in einem Labor kann sehr einsam (das kenne ich von meiner Arbeit bei Skan gut) und frustrierend sein, da man lange Stunden exakt arbeiten muss und trotzdem viele Versuche schief gehen. Daneben kümmert sie sich auch noch um die Familie, was nicht immer einfach ist. Der Arbeitsplatz liegt nur ein paar Tramhaltestellen von ihrem Haus entfernt, so dass sie per Velo, Auto oder mit dem öffentlichen Verkehr dorthin gelangen kann.



Melbourne, Victoria: Hitzerekord und Besuch im Schwimmbad

Ich glaube meinen Augen kaum, als die Aussentemperaturanzeige des VW Multivans 48°C anzeigt. Es ist heute so heiss, dass man sich am Steuerrad die Finger verbrennt und ich mit Handschuhen fahre. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich eine so hohe Temperatur erlebe und vor der Losfahrt 10 min. lang die Klimaanlage auf voller Leistung laufen lasse, damit es einigermassen erträglich ist. Es gibt nur eine Überlebensstrategie heute: Ab ins Schwimmbad! Sobald ein Luftzug kommt, hat man den Eindruck, dass einem jemand mit einem heissen Föhn direkt ins Gesicht bläst. Es ist unangenehm, obwohl ich sonst warmes Wetter mag. Der Aussenbereich des Schwimmbads ist mit einem Sonnensegel überdacht und das macht den Aufenthalt erträglich. Mit Leyla, Louie und unseren Kindern spielen wir im Kinderbecken und im Innenbereich besuchen wir das Wellenbad und die Wasserrutsche. Da Arthur die Lippe aufgeschlagen hat und blutet, statten wir dem Bademeister einen Besuch ab, doch für eine Kompresse aus dem Erste Hilfe Kasten muss ich ein zweiseitiges Formular ausfüllen. Nächstes Mal benutzte ich wieder Material aus meinem eigenen Fundus.



Melbourne, Victoria: Besuch im Melbourne Museum

Das Melbourne Museum ist wirklich Weltklasse und wir kamen fast nicht mehr von diesem Ort fort. Es hat eine riesige Sammlung ausgestopfter Tiere. Wir betrachten zwar lieber lebende Spezies, aber um von Siedlern ausgerottete einheimische Tiere zu sehen ist es ok. Man staunt ob der Kurzsichtigkeit der Leute, die in Angst um ihr Vieh Tiere ausrotten, die de facto gar keine Bedrohung darstellen. Aber ein gut geführter Präventivschlag hat noch keiner Tierart geschadet, nicht? Braucht auch viel weniger Lebensraum, so ein ausgestopftes Ex-Lebewesen.



Dandenon Ranges: Fahrt ins Grüne mit «Puffing Billy»

Dieser Ausflug begann dramatisch, da Peter beim Rennen zum Tram hinfiel und blutige Abschürfungen an den Handrücken und an der Nase davontrug. Wir fuhren mit dem Toyota eine Stunde zum Kopfbahnhof, wo uns Die Schmalspur-Dampfbahn eine Stunde durch eine schöne Landschaft fahren würde. Die Zugkomposition besteht aus 22 Waggons, so dass neben der Dampflock noch eine Diesellock vorgespannt wird, um die rüstige «Iron Lady» mit Jahrgang 1912 auf der ersten Hälfte der Strecke, wo die grössten Steigungen zu bewältigen sind, unter die Arme, äh Triebstangen zu greifen. So grosse Kompositionen waren bei der Inbetriebnahme vor 100 Jahren nicht geplant gewesen und umfassten typischerweise 5 Waggons. Zuerst wurden nur Waren und Anwohner transportiert, aber schon in den 30er Jahren wurden extra Touristenwaggons eingesetzt, in denen man parallel zur Fahrtrichtung sitzt und so einen guten Blick auf die schöne Umgebung hat.

Am Ziel angekommen, laufen wir um den kleinen See und machen ein gemütliches Picknick unter einem grossen Baum. Auf der Rückfahrt sitzen Peter, Arthur und ich einem ungedeckten Panoramawagen, der an dritter Stelle hinter der Lokomotive angekoppelt ist. An dieser Stelle bekommt man den heftigsten Russregen. Der Schaffner warnt uns vor der Hitze des heissen Dampfs und merkt an, dass die meisten Passagiere diesen Wagen bei der ersten Haltestelle wieder verlassen. Eine völlig in weiss gekleidete Dame scheint nicht viel von den Nachteilen Kohlebetriebener Dampftechnik zu wissen und bei der Ankunft sieht sie aus wie ein Dalmatiner. Sie nimmt es mit Humor. Eine indische Familie, die sich ebenfalls einen Platz neben uns ergattert hat, versucht ihre Häupter mit einem aufgespannten Tuch vor dem Russniederschlag zu schützen und der Schaffner fragt an der ersten Haltestelle spöttisch: «Glaubt ihr es regne heute trotz des schönen Wetters?»



Melbourne, Victoria: Abfahrt von Flurina und meinen Eltern zum Camping

Am 05.01.2019 frühmorgens fahre ich Flurina mit ihrer Familie und meine Eltern mit dem VW Bus an den Flughafen von Melbourne. Der Abschied fällt schwer, da sie voraussichtlich erst im April 2020 in die Schweiz zurückkehren. Sei versichert liebe Schwester, ich werde mit Karlsson zur Stelle sein, wenn ihr in Zürich oder Basel wieder Schweizer Boden betretet. Jetzt fliegen sie aber erstmal für zwei Wochen zum Camping nach Perth und mieten zwei Camper. Als Vorbereitung fürs Fahren auf der linken Seite hatte ich meinen Eltern eine kleine «Fahrschulstunde» im Toyota RAV4 angeboten, die sie beide sehr gut meisterten. Immerhin ist es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie einen Camper (einen Toyota Hilux mit Hochaufbau) fahren und das gleich noch auf der «falschen» Strassenseite. Das Verwirrende ist die umgekehrte Anordnung des Blinker- und Scheibenwischerhebels am Lenkrad, so dass Ungeübte vor der Einfahrt in den Kreisel öfter den Scheibenwischer einschalten. Die europäischen Hersteller haben die gewohnte Anordnung der Hebel beibehalten, was die Verwirrung komplett macht. Das Licht muss man beim VW natürlich mit der rechten, nicht wie gewohnt mit der linken Hand einschalten. Der Toyota Lichtschalter ist hingegen am Ende des Scheibenwischerhebels angebracht und diesen bedient man mit der linken Hand. Ich verstehe die vielen Australier, die zum Teil sehr alte Fahrzeuge besitzen. Die Position der ganzen Schalter neu zu lernen ist einfach zu mühsam.

Während der Abwesenheit von Flurina mit ihrer Familie und meinen Eltern dürfen wir ihr Haus exklusiv nutzen, was uns nach so langer Dauer ohne festen Wohnsitz enorm gut tut. Christoph hat mich zu Beginn unseres Besuchs bei ihnen mal gefragt, was wir denn so tun wollen in Melbourne und hat erraten, dass «einfach das Haus mit all seinen Vorzügen geniessen» ein enorm wichtiger Teil davon ist. Es ist ein Privileg, im Haus meiner Schwester eine Woche bleiben zu dürfen und unsere Kinder spielen mit den Legosteinen und vielen anderen schönen Spielsachen von Leyla und Louie.