Kangaroo Island: Fährüberfahrt bei ruppigen Bedingungen

Die ganze Nacht über hatte es konstant stark gewindet und so wurde die Fährüberfahrt zurück aufs Festland ruppig. Steile Welle mit 3-4 m Höhe und 7-8 Beaufort Wind sind schon mal ne Ansage. Der Kapitän versuchte erst, den kürzesten Weg mit Welle von Steuerbord querab zu fahren, merkte aber bereits nach 2 Wellen, dass dies für die Passagiere durch das Geschaukel sehr unangenehm werden würde und fuhr dann genau gegen die Wellen an. Arthur und ich waren auf dem Sonnendeck und standen extra an der windexponiertesten Stelle, um die volle Kraft des Windes zu spüren und die Bugwellen, die bis 10 m hoch spritzten, betrachten zu können. Vom Sonnendeck hatten wir einen erstklassigen Blick auf 3 «Road Trains», das sind überlange LKW, die fast doppelt so lange wie die in Europa sind. Einer hatte Schafe, einer Kälber und einer Kühe geladen. Die Ketten, mit denen die Anhänger befestigt worden waren, hatte man nicht genügend gespannt und so schwankten die LKW in dieser rauen See wie Spielzeuge und schlugen fast aufeinander. Das Vieh wurde ebenfalls unruhig (aber nicht seekrank) und deckte die ringsum parkierten Autos mit Kot ein. Die Seeleute mussten nochmal in den Laderaum, sie spannten die Ketten nach und passten auf, nicht in die Kuhfladen zu treten. Sofort wurden das Vieh und die vom Sonnendeck aus zuschauenden Trucker ruhiger.



Rapid Bay: Tauchgang am Bootssteg nach dem «Meeresdrachen»

Die Umgebung der Rapid Bay mit einem stillgelegten Steinbruch und einer zerfallenen Pier, auf der die Steine per Schiff abtransportiert wurden, ist wahrlich nicht berauschend. Das Interessante verkündet eine Informationstafel am Anfang des zweiten, neuen Stegs etwa so: «Der verlotterte Steg nebenan ist die Heimat des Leafy Seadragons. Taucher, bitte seid vorsichtig, sonst bringt ihr ihn um, denn Druckschwankungen mag er nicht. Seid also brav, haltet 2 m Abstand und erschreckt ihn nicht, sonst lässt er seine Verankerung mit dem Schwanz los und wird von euren Luftblasen nach oben getragen, was seinen sicheren Tod bedeutet.» Ich überlegte mir, wieviele Taucher sich an den sinnvollen Rat halten, denn ich kann aus 2 m Entfernung keines dieser perfekt als Kelp getarnten Tiere (sogenannte Mimikry) erkennen. Glücklicherweise bereiten sich am Steg 2 Gerätetaucher auf den Tauchgang vor und ich komme mit ihnen ins Gespräch. Sie sind (wie die meisten Taucher) super hilfsbereit und wollen mir ein Paar Flossen leihen, da ich meine aus Platzgründen nicht auf unsere grosse Reise mitnehmen konnte. Ich beginne meinen Tauchgang und nach 10 Minuten sehe ich 6 m unter mir die hilfsbereiten Taucher. Ich besuche sie in der Tiefe und frage per Handzeichen, ob sie schon einen Seedrachen gesehen haben. Sie verneinen, drehen um und ich mache mich wieder allein auf die Suche. Ich finde Krabben, Abalone Muscheln, Sepia, Seepocken, Anemonen, Seesterne und muss dabei immer aufpassen, mich nicht an den mit Seepocken übersäten und daher scharfkantigen Pfählen zu verletzen. Die Strömung ist mittelstark, so dass ich mich zum Ausruhen an den Pfählen festhalte. Einzelne Pfähle sind komplett durchgefault und werden ironischerweise nur noch vom Steg in Position gehalten, den sie eigentlich stützen sollten. Der Tauchgang dauert über eine Stunde und ist wunderschön, aber den Meeresdrachen habe ich leider nicht gefunden.