Sydney, New South Wales: Weltstadt im Ausnahmezustand

Ausnahmezustand? Nein, es waren keine Buschfeuer oder Sintfluten zu sehen, aber der Mardi Gras wurde gefeiert und das hiess, dass alle Schwulen und Lesben in einer riesigen, bunten Parade durch die Stadt zogen und von Hunderttausenden von Leuten begeistert gefeiert wurden. Sogar die Pfadfinder waren dabei oder auch die Rettungsschwimmer. Uns wurde es nach einer Stunde zu eng und zu bunt und wir verzogen uns wieder auf den Campingplatz, wo es deutlich ruhiger zuging.



Sydney, New South Wales: Weltstadt vom Wasser aus gesehen

Am Sonntag kann man in Sydney mit sämtlichen öffentlichen Verkehrsmittel für AUD 2.70 fahren und daher nutzten wir dieses geniale Angebot und verbrachten den Nachmittag auf dem Wasser. Wir fuhren mit zwei Fährlinien einmal im Kreis und bekamen so wunderschöne Ausblicke auf das Opernhaus oder die berühmte Hafenbrücke. Das Wetter passte perfekt und mir machte es höllisch Spass, das emsige Treiben im Hafen von Sydney zu beobachten. Was es da nicht alles zu sehen gab. Wir fuhren mit der Fähre mitten durch ein Regattafeld und ein Lotsenboot versuchte, per Lautsprecher die Teilnehmer der Regatta dazu zu bewegen, den Schiffahrtskanal freizugeben, da sich hinter ihm ein riesiges Kreuzfahrtschiff näherte. Es war spannend zu beobachten, wie die Mannschaften auf den Segelbooten ins Schwitzen kamen, als sie blitzschnell die Spinnaker bergen mussten und ein Segelboot beinahe unsere Fähre gerammt hätte, da ein Spinnakerschot klemmte. Es ist nur etwas für Seeleute mit starken Nerven, sich am Sonntag bei schönem Wetter im Hafen von Sydney aufs Wasser zu wagen. Die Yachtdichte übertrifft diejenige auf Schweizer Seen bei schönem Wetter bei weitem, aber hier kommen noch die grossen Pötte hinzu, die nicht ausweichen können.

In den königlichen botanischen Gärten schauten wir uns eine Ausstellung der fleischfressenden Pflanzen an und ich packe die Gelegenheit beim Schopf und erkläre unseren Kindern, wie die Venus Fliegenfalle mit ihren Spezialblättern Insekten fangen kann.

Am Abend, auf dem Weg zur Tramstation sahen unsere Kinder zum ersten Mal in ihrem Leben, wie eine Drogenrazzia mit Polizisten in Zivil durchgeführt und wie die Dealer in Handschellen abgeführt werden. Als dann direkt vor dem Eingang der Tramstation jemand wegen Alkoholmissbrauch zusammenbrach und man meine Hilfe ablehnte wussten wir, dass es höchste Zeit für uns war, diese Grossstadt zu verlassen.



Blue Mountains, New South Wales: Wanderung zum Wentworth Wasserfall

Der 187 m hohe Wentworth Wasserfall ist wirklich wunderschön. Wie ein Schleier aus Wasser fächert er sich auf und ist von unten ebenso schön anzusehen wie von oben. Die Baukunst der frühen Wegemacher, die hier bis 1908 mit Handpickeln hunderte von Stufen in den Stein gehauen haben, lässt mich vor ihnen den Hut ziehen. Unten angekommen nehmen viele Besucher ein Bad in einem der vielen kühlen Pools. Der Schweiss rinnt uns herunter, als wir die vielen Stufen wieder hochwandern und uns an den metallenen Handläufen immer noch die Finger verbrennen, da sie so heiss sind. Dabei ist doch mittlerweile schon der Herbst hereingebrochen. Arthur findet, nach dem gestrigen Besuch im botanischen Garten geschult, tatsächlich eine fleischfressende Pflanze am Wegrand. Ich bin immer wieder erstaunt, wie aufmerksam unsere Kinder sind. Man könnte fast meinen, es entgehe ihnen nicht das kleinste Detail. Als Belohnung dürfen die Kinder vorsichtig die klebrigen Tentakeln des Sonnentaus berühren und selbst spüren, wie hervorragend dieser Superkleber der Natur funktioniert.



Campingplatz Katoomba Falls: Letzten Platz ergattert

Der Katoomba Falls Campingplatz ist klein und 10 Monate im Jahr voll ausgebucht. Um 1800 h macht der Empfang den Laden dicht. Wir kommen um 1810 h hier an und schnappen uns den letzten Platz. Auf der Zufahrtsstrasse haben wir dank Célines Navigationskünsten auf den letzten 30 Metern einen vor uns fahrenden Camper ausmanövriert, der uns sonst auf dem Campingplatz zuvorgekommen wäre. Ausserordentliches Glück einmal mehr, denn ohne Reservation kommt man hier nur in Ausnahmefällen rein. Wir haben es auf der ganzen Reise bisher ohne Reservation geschafft.



Katoomba, New South Wales: Monstertreppe der 3 Schwestern in Rekordtempo geschafft

Die Katoomba Wasserfälle mit der markanten Felsformation «3 Sisters» sind eine der Hauptattraktionen Australiens und werden jährlich von über 3 Millionen Touristen besucht. Es wurden 2 Seilbahnen und eine Zahnradbahn gebaut, um auch den weniger sportlichen oder denen, die keine Lust für lange Wanderungen haben, eine spektakuläre Aussicht zu bieten. Konkret heisst das, dass Busladungen von Touristen angekarrt werden und alle Aussichtsplattformen hervorragend ausgebaut sind. Sobald man sich aber von den Pauschaltouristen-Pfaden entfernt, ist es angenehm intim und man hat eine grosse Auswahl an knackig steilen Wanderwegen, die zu sensationellen Aussichtspunkten führen.

Ich hatte mir mit Arthur fest vorgenommen, die 900 Treppenstufen, die 1932 eröffnet wurden und zum Fusse der 3 Schwestern führen, herunter zu gehen und danach auch wieder zu erklimmen. Vorsichtig gehen wir diese Riesentreppe, die zum Teil aus Metallleitern und zum Teil aus in Sandstein gehauene und stark ausgetretenen Stufen besteht, nach unten. Selbstverständlich halten wir immer wieder inne, um die nach oben gehenden Leute passieren zu lassen. Ein ca. 20-Jähriger Mexikaner, der stark schwitzt und einen hochroten Kopf hat, meint es gut und warnt uns: «Diese Treppen werden euch umbringen. Ihr seid erst in der Hälfte, kehrt um!» Ich erkläre ihm, dass wir seit über 7 Monaten regelmässig wandern und es uns zutrauen, auch diese Prüfung zu überleben. Als wir nach 20 Minuten unten angekommen sind, ruhen wir uns kurz aus und treffen zwei ca. 25-jährige Deutsche, die Arthur und mir raten, den längeren Umweg nach oben zu nehmen, der bei weitem nicht so steil ist. Ich erkläre ihnen, dass das Hauptziel unseres Abstiegs das erklimmen eben dieser nie enden wollenden Treppe ist. Ich verschweige ihnen Arthurs ehrgeizigen Plan, die Treppe nach oben rennen zu wollen, denn das scheint mir weit jenseits unserer Fähigkeiten. Gemeinsam mit den Deutschen nehmen wir den Aufstieg in Angriff und nach 200 Stufen haben wir sie überholt. Auf der Zielgeraden der Strecke überholen wir den Mexikaner, der nicht glauben will, dass wir wirklich ganz unten waren und den Aufstieg in 15 Minuten geschafft haben. Bravo Arthur, du kannst gar nicht glauben, wie stolz ich auf Deine athletische Spitzenleistung bin!



Leura Wasserfälle, New South Wales: Unsere Helden fahren 4WD und können kochen

Heute unternehmen wir mehrere kurze Wanderungen. Eine davon führt uns zum Wasserfall in Leura. Hier in Australien sind geländegängige Autos und geländegängige Campinganhänger ganz hoch im Kurs. Seit ein paar Tagen schaue ich mir abends mit Arthur zusammen die in Australien populäre Show «4WD Action» auf Youtube an. Ich entdeckte sie zufällig, als ich Recherchen für unser 4WD-Selbstfahrabenteuer auf Fraser Island anstellte. Seither ist für uns klar, dass wir so bald wie möglich einen Ausflug ins Gelände mit einem Jeep machen wollen. Vorher gemeinsam einen Geländefahrkurs zu absolvieren wäre auch nicht schlecht. Bis dahin spielen wir auf den Wanderwegen Szenen aus den Folgen mit unseren Helden Shaun und Graham nach. Arthur Sean ist Shaun, der einen alten Toyota Landcruiser fährt und ich bin Graham, der Weissbärtige, der einen Isuzu D-Max bewegt. Arthur kennt schon die verschiedenen Begriffe wie Sandbleche, Seilwinde, 4WD high, 2WD, 4WD Low und was Differentialsperren sind und wie man sie einsetzt. Wir sind über Funk in Kontakt und wenn einer Probleme hat und stecken bleibt, dann kommt der Partner zur Hilfe, sei es um als Ankerpunkt für die Seilwinde zu dienen oder als «Spotter». Der «Spotter» läuft vor dem Fahrzeug her und weist den Fahrer so ein, dass er den besten Weg einhält und er weder stecken bleibt, noch am Fahrzeug Schäden entstehen. Häufig müssen auch Notreparaturen durchgeführt werden, da kann es schon sein, dass eine Spurstange oder ein Alternator mit einem Spanngurt fixiert wird. Wir amüsieren uns köstlich und die Frauen als Kamerateam halten alles in Bild und Ton fest. Wenn wir unsere Tagesetappe erreicht haben schlagen wir die Zelte auf und Shaun kocht etwas Leckeres auf dem Lagerfeuer.



Kiama, New South Wales: Blowhole, der Atem Neptuns

Das Blowhole (dt: Blasloch) ist eine besonders schöne Erosionsform der Wellen, die in das Basalt Gestein der Küste eine Höhle gegraben haben, die einen Durchbruch nach oben hat. Wasser wird durch die Wellenbewegung in die Höhle gedrückt und wenn die Welle hoch genug ist, schliesst sie die Höhle luftdicht ab, so dass durch die Wellenenergie ein Luftpolster am Ende der Höhle komprimiert wird und einen Wasserstrahl mit grosser Wucht in die Höhe schiesst. Das Spektakel wird begleitet von einem gewaltigen «Fump», wie wenn man gekonnt eine Bierflasche mit Bügelverschluss öffnet. Man kann es mit einem Geysir vergleichen, aber hier ist die Antriebskraft nicht die Wärme im Erdinneren, sondern einzig und allein die Wellen. Sind die Wellen nicht hoch genug, so hat man den Eindruck, Neptun atmen zu hören, wenn die Luft durch das Loch ein- und ausströmt.



Kiama, New South Wales: Kathedrals Rock, ein Naturmonument aus Basalt

Den Kathedrals Rock erreichten wir durch einen entspannten Spaziergang der Küste entlang und der Anblick dieser hexagonalen Basaltsäulen liessen bei mir Erinnerungen an meine Reise mit dem Motorrad nach Nordirland zum «Giants Causeway» wach werden. Die schwarzen Säulen unterschiedlicher Höhe bilden einen Halbkreis und nur besonders grosse Wellen vermögen sie zu überspülen. So entsteht auf der Rückseite dieser Säulen ein kleines Biotop, wo man zahlreiche Schalentiere in Ruhe studieren kann. Der Wind bläst kräftig und die Wellen sind entsprechend hoch, so dass wir uns von diesem faszinierenden Anblick fast nicht trennen können, wenn die Wellen mit Wucht gegen diese Phalanx donnern.



Kiama, New South Wales: Surf Beach mit Wellenchaos

Heute weht ein kühler Wind und die Wassertemperatur in Kiama ist frisch. Die Wellen sind ohnehin schon hoch und durch Reflexionen an den Steinwänden der Bucht entstehen mühsame Wellenfronten, die schräg zur Hauptfront einlaufen und schwierig einzuschätzen sind. Mehr als einmal werden wir von ihnen überrascht und ordentlich durchgespült, so dass wir nach 40 Minuten im Wasser die Nase voll Meerwasser haben und von dannen ziehen.



Jamberoo, New South Wales: RV Friendly Town und ein Restaurant aus den 70ern

Orte mit dem Label «RV Friendly Town» wollen einen Gegentrend gegen die grassierende Campingverbotswelle in Australien starten und so Camper anziehen, die im Gegenzug diesen Orten beim Einkaufen den Vorzug geben. Das Dorf Jamberoo hat unser Herz erobert, bietet es doch neben dem Rugbyfeld für 2 Nächte gratis Unterkunft für Camper. Man kann den Abfall entsorgen, die Schmutzwassertanks leeren und man darf sogar umsonst das Freibad benutzen und dort duschen. Es hat Picknicktische und Bänke im Schatten und die Umgebung ist komplett ruhig. Für uns bedeutet das im Gegenzug, dass wir im lokalen Supermarkt unseren Wocheneinkauf tätigen und im lokalen chinesischen Restaurant zu Abend essen. Wie uns Brenda, eine 50-jährige Spaziergängerin mit ihrem Hund und Bäuerin aus Jamberoo erklärte, ist das Restaurant seit der Eröffnung in den 70er Jahren unverändert und war damals das Nonplusultra. Für unser Essen zahlen wir CHF 37, das beinhaltet eine Vorspeise, zwei Hauptgänge und fünf Kindermenues. Nebst den Preisen wie anno dazumals ist aber auch die Dekoration komplett original und lässt mich zurückdenken an eine Zeit, wo Beizen in der Schweiz nach Rösslistumpen stanken und auf jedem Tisch nebst Salz und Pfeffer auch eine Aromat-Dose und ein Maggi-Fläschchen standen. Die Bestellung wird am Tresen entgegengenommen und auf einen Papierzettel geschrieben. Man bezahlt sofort und bekommt eine Nummer, die man mit an seinen Tisch nimmt. Diese Nummer wird auch auf dem Bestellzettel vermerkt und so weiss der Kellner, wo er das Essen hinbringen muss. Das klappt zuverlässig und völlig ohne Computerunterstützung! Die Registrierkasse ist aber nicht mehr elektromechanisch, sondern aus den 80ern und hat bereits die ultramodernen 7-Segment Leuchtanzeigen. Was für ein Stilbruch. Das Essen schmeckt durchschnittlich und man wird satt.



Jervis Bay, New South Wales: White Sands Walk

Der White Sands Walk ist etwas für Leute, die Postkarten Landschaften wie aus der Karibik mögen. Der Wanderweg führt der Küste entlang durch Eukalyptus Wälder, die himmlisch duften. Zuerst gelangt man zu zwei kleinen Buchten, die alles bieten, was man als Meerverliebter Tourist verlangen kann. Glasklares Wasser, nicht zu hohe Wellen, Bäume, die Schatten spenden und einen weissen Strand, wie ich ihn nur von Fraser oder Lady Musgrave Island kenne. Das Wasser ist so kalt, dass wir nur kurz darin baden und dann auf dem Parkplatz picknicken.



Brou Lake National Park, New South Wales: Das Beste aus zwei Welten

Der Brou Lake Campingplatz ist ein Geheimtipp. Céline hat ihn durch Lesen von Blogs entdeckt und die 3 km lange Zufahrtsstrasse aus Schotter ist für Allradfahrzeuge gedacht. Aufgrund unserer beschränkten Bodenfreiheit muss ich zahlreiche Schlaglöcher umfahren und einmal setzt der Unterboden auf, da die Strasse für unseren Camper zu stark gewölbt ist. Da hilft nur die Wahl einer unkonventionellen Linie, um Harald nicht zu beschädigen. Als wir ankommen, sind wir uns einig, dass sich der komplizierte Weg gelohnt hat. Der Campingplatz ist gratis und liegt im Wald, wo man viele Wildtiere wie Kängurus, Wallabys und Kockaburras beobachten kann. Das wirklich Besondere an diesem Platz ist die Lage an einer ca. 200 m breiten Sandbank, die einen See vom Meer trennt. Man kann also z.B. im Süsswasser schwimmen und danach im Meer fischen. Wir wählen die Variante, zuerst von den genialen Wellen im Meer zu profitieren und mit den Kindern zu bodyboarden und danach im angenehm warmen Süsswasser die Neoprenanzüge und die Bretter zu spülen. Es gibt auf dem Campingplatz nur eine Toilette und der Regenwassertank ist zur Zeit leer, so dass wir nicht duschen können, da unser Wasserstand im Camper einen solchen Luxus nicht zulässt. Der Platz ist so schön und ruhig, dass unser Nachbar seit zwei Jahren hier lebt, obwohl die Aufenthaltsdauer auf 3 Tage beschränkt ist. Dies ist nur ein Beispiel unter Tausenden, dass es in Australien viele Regeln und Gesetze gibt, die nicht durchgesetzt werden. Für uns ist es immer noch schwierig zu wissen, an welche Regeln wir uns halten müssen und welche wir getrost ignorieren können. Campieren an Orten, wo dies mit einem Verbotsschild markiert ist kostet AUD 300 und das wird von den Rangern oft kontrolliert, wie wir von anderen Reisenden erfahren haben, die das Strafgeld bezahlen mussten.