Borrigo National Park, New South Wales: Regenwald Wanderung im Vulkan

Diese Nacht haben wir inmitten von jungen Leuten mit kompakten Campern älteren Jahrgangs genächtigt, weil es an diesem Platz möglich war, umsonst und ruhig zu übernachten. Auf der Fahrt den Pass hoch zum Vulkan des Borrigo Nationalparks verlange ich Harald alles ab, denn die Strasse ist steil und kurvig und erinnert mich an Schweizer Passstrassen. Die Bremsen kommen bei scharfer Fahrweise den Pass runter an ihre Grenzen und qualmen.

Der Regenwald im Borrigo Nationalpark wurde nur deshalb von den europäischen Siedlern nicht abgeholzt, weil er aufgrund seiner Lage am Vulkan unzugänglich war. Wie bedauerlich, dass es bei der Besiedlung der Gegend eine Bedingung war, den Regenwald abzuholzen, um Platz für Weideflächen zu machen. Nur danach konnte man ein Stück Land für sich beanspruchen.

Welch glückliche Fügung, dass ein Abtransport der begehrten Hölzer aus diesen steilen Hängen nicht möglich war. Die Gegend ist wirklich wunderschön und die 3 h lange Wanderung durch den dichten Wald gefällt uns allen sehr. Es gibt mehrere Aussichtsplattformen, wo man den Blick über den Vulkankrater wandern lassen kann. Hier über den Bäumen thronend bekommt man ein Gefühl dafür, wie viel Licht von den dichten Baumkronen geschluckt wird und wie hoch die grössten Bäume werden können. In der Mitte der Wanderung geht man über eine Hängebrücke und hat einen guten Ausblick auf einen Wasserfall, der uns an den Weeping Rock Wasserfall im Zion Nationalpark in den USA erinnert, weil der Fels unterhöhlt ist. Früher konnte man hinter den Wasserfall gehen, aber momentan ist dieser Abschnitt wegen Felssturzgefahr gesperrt.



Bangar Falls, New South Wales: Abstecher zum Wasserfall

Der Bangar Wasserfall ist wunderschön und bietet einen spektakulären Anblick sowohl oberhalb des Falls, der mit Büschen und Bäumen bewachsene Stufen hat, als auch unterhalb des Falls, wo ein grosses Becken zum Bad einlädt. Das Gestein vulkanischen Ursprungs hat gut erkennbare Strukturen der Erkaltung, was den Reiz dieses Ortes noch verstärkt. Wir wandern die wenigen Stufen in 15 Minuten nach unten, aber wir verkneifen uns ein Bad aufgrund der frischen Luft- und Wassertemperaturen.


Fernmount, Gratiscamping beim Fussballfeld, New South Wales: Dämmerungsausflug mit Arthur

Wir sind wieder im Gratiscamping und Arthur und mir steht der Sinn nach Abenteuer. Daher unternehmen wir einen Ausflug zum nahe gelegenen Gewässer, als die Dämmerung schon hereingebrochen ist. Wir entdecken 3 fette Aale im schlammigen Wasser und hören Frösche, die bei unserer Annäherung die Flucht ins Nass antreten. Es ist wieder einer dieser magischen Momente, die uns zusammenschweissen, aber die Stechmücken fressen uns auf, so dass wir zum Camper rennen, wo bereits das Nachtessen auf uns wartet.



Cape Smokey Campground, New South Wales: Minimaler Komfort, dafür aber ruhig

Die Strassen im Cape Smokey Campingplatz sind für Vierradangetriebene Fahrzeuge gebaut und so habe ich die grösste Mühe, mit unserem Vorderradangetriebenen Camper im Sand nicht stecken zu bleiben. Es regnet diese Nacht stark, was den Strassenzustand noch verschlechtert. Gewisse Abschnitte mit grossen Schlaglöchern sind für uns gänzlich unpassierbar und so müssen wir kehrtmachen, um den Campingplatz am Morgen wieder zu verlassen. Der einzige Luxus, den dieser Campingplatz bietet sind Plumpsklos und Feuerstellen. Dafür bietet er mehr Platz als die meisten Campingplätze und die Lage im Nationalpark garantiert eine ungestörte Nacht. Der Strand ist nur 100 m entfernt und am Morgen nutze ich die Gunst der frühen Stunde und jogge dem Strand entlang. Auf dem Felsen, wo der Leuchtturm steht, entdecke ich zwei Kängurus beim Grasen und wir schauen uns eine Weile aus 15 m Distanz an, bevor die Beuteltiere weiterhoppeln. Die Aussicht vom Fels auf den Strand mit dem sich verziehenden Nebel ist atemberaubend schön. In der Ferne sieht man den Fish Rock, wo ich morgen zwei Tauchgänge unternehmen werde. Meine Vorfreude darauf ist enorm.

Nach dem Frühstück nehme ich die Kinder mit auf den Felsen und lasse sie die Aussicht geniessen. Sie geniessen vor allem die Kletterpartie, denn seit den USA sind wir nicht mehr richtig geklettert.



Cape Smokey, New South Wales: Lighthouse Walk

Auf dem Weg zum Leuchtturm auf Cape Smokey, dem James Cook den Namen 1770 gegeben hat, steht auf einmal ein ausgewachsenes Känguru am linken Strassenrand. Gerade noch rechtzeitig leite ich die Vollbremsung ein und komme mit dem Camper 10 m vor dem Beuteltier zum Stillstand. Es mustert uns und hüpft über die Strasse. Uff, schon die zweite beinahe Kollision mit einem Känguru! Da wir mit 4,4 Tonnen unterwegs sind, hilft nur reduzierte Geschwindigkeit, um einen Unfall zu vermeiden. Der Spaziergang hoch zum Leuchtturm ist ganz nett und auch der Ausblick über das Meer mit den immer noch hohen Wellen beeindruckt einmal mehr.



West Rock, New South Wales: Bodyboarding für Profis in der Horseshoe Bay

Gleich neben dem Campingplatz liegt eine hufeisenförmige Bucht, die vom Wellenbild her einen ganz besonderen Charakter hat. Die Wellen werden von den seitlichen Wänden reflektiert und können die einfallenden, ohnehin schon hohen Wellen noch verstärken. So entstehen steile, bis zu 4m hohe Wellenberge im 1m Bereich, wo unsere Kinder noch problemlos stehen können. Es gelingen uns viele gute Starts und lange Fahrten bis zum Ufer. Die Kraft der einfliessenden Wassermassen ist beeindruckend und nach zwei Stunden im Wasser sind meine Kräfte aufgebraucht. Nur schon im hüfthohen Wasser an Ort zu stehen und sich nicht von den Wellen ans Ufer drücken zu lassen braucht enorm viel Kraft.



West Rock, New South Wales: Weltklassetauchgang in der Fishrock Cave

Heute stehe ich früh auf, um mit dem Tauchcenter einen Bootstauchgang zum Fish Rock zu machen. Wir fahren mit der «Rocket» aufs Meer hinaus, das ist ein Aluminium Boot mit zwei Aussenbordmotoren, die insgesamt 500 PS leisten. Das Boot wird mit dem Anhänger zur Bootsrampe gefahren und dann eingewassert. Für die Fahrt über die Sandbank müssen alle Schwimmwesten anziehen, da die Wellen hier sehr hoch und steil werden. Die beiden Tauchgänge sind der absolute Hammer. Der erste lässt uns die Grauen Ammenhaie, die sich hier in einer Art Unterwassercanyon den Tag über vor Strömung geschützt halten, um Energie zu sparen, aus nächster Nähe beobachten. Diese Hai Art ist vom Aussterben bedroht und daher geben wir Acht, diese faszinierenden Tiere, die aufgrund ihres furchteinflössenden Aussehens (sie haben grosse, nach aussen stehenden Zähne) bis fast zur Ausrottung gejagt wurden, nicht zu belästigen. Es ist ein ganz spezielles Gefühl, wenn ein 2.5 m langer Hai nur in Armlänge an dir vorbeischwimmt und man ihm Auge in Auge gegenüber ist. Die Oberflächenpause ist aufgrund des 3 m hohen Schwells etwas unruhig und niemand ausser mir nimmt eine Suppe zu sich. Der Surfanzug, den ich zum tauchen trage ist etwas dünn und mir ist leicht kalt, so dass ich mir eine zweite Portion Suppe gönne. Die anderen Taucher lassen mir ja genug übrig…Ich dachte, der erste Tauchgang sei nicht mehr zu überbieten, aber weit gefehlt. Im zweiten Tauchgang schwimmen wir, bewaffnet mit Lampen und Arbeitshandschuhen wieder an den Grauen Ammenhaien vorbei zum Eingang der Höhle, die den Fish Rock durchquert. Aufgrund des starken Schwells muss man höllisch aufpassen, nicht in die Höhle gesaugt zu werden und sich irgendwo zu stossen. Wenn der Schub kommt, lasse ich mich in die Höhle schieben und sobald der Sog aufhört, muss ich mich mit beiden Händen gut im sandigen Boden festkrallen, um nicht wieder herausgespült zu werden. Als ich einen Moment nicht aufpasse, werde ich mit Wucht in die Druckluftflasche meines Vordermannes gerammt und mein Schädel schmerzt höllisch. Die Höhle ist so eng, dass wir alle hintereinander durch die Höhle tauchen und nur per Lampe kommunizieren können. Als das Tageslicht völlig verschluckt wird, erschrecke ich beim Anblick des ersten Wobbygong Hais, der keinen Meter vor mir auf Beute lauert. Diese Hai Art ist typisch für Australien und es handelt sich um einen Räuber aus dem Hinterhalt, der durch seinen «Tarnanstrich», viele zottige Hautfetzen und das stundenlange bewegungslose Verharren am Boden leicht übersehen wird. Der grösste dieser Haie, von denen in der 150 m langen Höhle 20 Stück zu sehen sind, misst 2 m. Weitere Highlight: Riesiger Stachelrochen, Hummer, Cuttlefish (Sepia) und auch Gorgonien sind am anderen Ende der Höhle zu sehen. Als wir die Höhle verlassen haben, kommen wir zu einem Platz, der passenderweise Aquarium genannt wird. Hunderte Fische kreisen hier, als ob sie in einem Zylinder schwimmen würden. Nun müssen wir alle Luft aus den Jackets lassen und mit den Händen über einen ca. 6 m hohen Felsrücken klettern. Hier zahlen sich die Handschuhe aus, denn die Steine sind scharfkantig. Es herrscht starke Strömung von 2.5 Knoten, so dass wir mit den Flossen nicht dagegen ankommen könnten. Als wir von 6 m Wassertiefe wieder auf 12m abgetaucht sind, sehen wir eine grosse grüne Schildkröte, die sich an Felsen reibt. Wahrscheinlich will sie sich so ihrer Parasiten entledigen. Wir können ihr aus nächster Nähe 10 Minuten lang zusehen. Auch eine kleinere Schildkröte entdecken wir, die gerade schläft und sich dafür zwischen Felsen eingeklemmt hat.



West Rock, New South Wales: Schnorcheln gleich beim Campingplatz

Die Kinder wollen heute auch noch etwas mit mir unternehmen und so schnorcheln wir gemeinsam eine Runde im kühlen Fluss, der gleich am Fuss unseres Campingplatzes ins Meer mündet. Ich entdecke eine Muräne, die abzischt wie der Blitz, als ich sie aus Versehen mit dem Fuss anstosse. Jeanne entdeckt in Ufernähe Garnelen und zahlreiche kleinere Fische. Der Fluss hat zwar nur eine mässige Strömung, doch Arthur bekundet noch Mühe mit dem Gegenanschwimmen, so dass ich ihn etwas anschieben muss, damit wir nicht ins Meer getrieben werden.



Nabiac, New South Wales: Gratiscamping beim National Motorcycle Museum

Es ist immer wieder schön, wenn private, oder in diesem Fall ein Verein, der sich um die Bewahrung der australischen Motorradhinterlasssenschaft kümmert, ihren Parkplatz für Camper gratis zur Verfügung stellen. Andere Leute campieren vor dem Apple Store, um als erste das neuste iPhone zu ergattern und wir campieren vor dem Motorradmuseum, um als erste das Alteisen von 1895 zu begutachten. Zum Museumsbesuch nehme ich Arthur mit, der mir aus den 1000 ausgestellten Fahrzeugen seine Lieblinge zeigt. Es gibt auch eine Spielzeugsammlung und es macht mir Spass, mit meinem Sohn die Spielzeugautos herauszufinden, die ich ihm vererbt habe und mit denen er spielt. Wir finden auch meine Dampfmaschine und fragen uns, was eine Porzellansammlung in einem Motorradmuseum zu suchen hat. Eine unüberschaubare Anzahl an Zubehör und Krimskrams füllt jeden Ecken dieser Wellblechkonstruktion. Nebst Ölkännchen und Zündkerzen finden sich Vergaser, Prüfbänke für elektrische Komponenten und viele Erinnerungsfotos. Das skurrilste Stück ist eine Harley-Davidson Fat Boy von 2007, die in einem Buschfeuer komplett zerstört wurde und bei der sogar das Glas des Scheinwerfers schmolz. Der Zustand der Exponate reicht von Scheunenfund in Originalzustand bis zum perfekt restaurierten Schätzchen mit Seltenheitswert. Sogar ein chinesischer BMW Nachbau findet sich, den der Möchtegern Importeur für Australien gleich nach dem Auspacken aus der Transportkiste dem Museum vermacht hat. Ihm war nach einem Weinkrampf beim Anblick der fabrikneuen Maschine und ihrer schlechten Herstellungsqualität klar, dass eine Zulassung in Australien ein Ding der Unmöglichkeit sein würde, da Stossdämpfer komplett fehlten und die Lackierung grauenhaft schlecht war.



Sydney, New South Wales: Umwege zum Campingplatz

Sydney ist zweifelsohne eine reizvolle Stadt mit viel Wasser. Ob man deswegen gleich mit dem Camper am Freitagnachmittag zur Hauptverkehrszeit in die Innenstadt fahren muss, wagte ich dennoch zu bezweifeln. Céline versicherte mir, dass diese irrsinnige Idee von Google Maps kam und nicht von ihr. Die App hat sich dann doch noch dazu bereit erklärt, uns zum 12 km ausserhalb des Stadtzentrums gelegenen Campingplatzes zu lotsen. So konnte ich nach dem einstündigen Umweg mit einem Seufzer den Zündschlüssel aus dem Zündschloss ziehen und mich mit einem kühlen Blonden in der Hand in den Campingstuhl fallen lassen. Mittlerweile hatten wir alle einen Riesenhunger und so warf ich gleich den Grill an und bereitete leckere Burger zu. Nach zwei Burgern verspürte ich immer noch Lust nach mehr und brutzelte 5 Känguru Steaks. Ein frecher Kokaburra versuchte zweimal, mir das Fleisch vom Grill zu stibitzen und zwei kleine Stückchen hat er tatsächlich erbeutet, der Mundräuber! Seither hege ich nicht mehr so viel Sympathie für diese Vogelart, denn beim Essen hört bei mir der Spass auf.