Capitol Reef National Park, Fruita, Utah: Grand Wash Wanderung

Dieser Wanderweg führte uns durch ein breites Bachbett («Wash» ist die amerikanische Bezeichnung für Orte, wo Wasser abläuft) mit hohen Wänden aber ohne Wasser. Wir wählten den unbequemen, also den längeren Weg und unsere Kinder bekamen viel Lob für ihr Durchhaltevermögen von anderen Wanderern. Als Arthur an der einzigen engen Stelle angehalten hatte, um einem älteren Ehepaar, das uns entgegenkam Platz zu machen, sagte der Herr zu Arthur und mir: «Dieser Junge wird mal ein guter Bergsteiger.» Natürlich bin ich vor Stolz fast geplatzt.

 

Capitol Reef National Park, Fruita, Utah: Cassidy Bridge Wanderung

Butch Cassidy, ein bekannter Führer einer Verbrecherbande, war der Namensgeber dieses wunderschönen Sandsteinbogens, der den schwindelfreien Wanderer am Ziel als Belohnung für den steilen Aufstieg erwartet. Diesen Weg nahm ich im Alleingang in Angriff, da der Rest der Familie durch die 2 stündige Wanderung durch den Grand Wash schon etwas müde war. Nach dem Ausblick auf die gegenüberliegenden Canyons renne ich den Weg wieder nach unten und treffe meine Geliebten, die in der Zwischenzeit fleissig Mathematik geübt haben. Heimunterricht kennt keine Gnade, aber in kleinen Portionen verabreicht schmeckt der Stoff unseren Kindern besser.

Capitol Reef National Park, Fruita, Utah: Klein, aber fein

Dieser National Park gefiel uns besonders, da es eine Oase in der Wüste ist. Der Fremont Fluss lässt es zu, dass ihm entlang Laubbäume wachsen. Die Mormonen pflanzten an diesem Ort Obstbäume und so wurde aus dem ursprünglichen Namen «Junction» der Ortsname «Fruita». Es gibt wunderbare selbstgemachte «Pies» zu kaufen und auch das Brot schmeckt uns so sehr, dass wir uns gleich für mehrere Tage damit eindecken. In der Hütte des Schmieds, der nicht nur Pferde beschlagen, sondern auch die Maschinen reparieren musste, steht ein kleiner Traktor aus den 40er Jahren, der per Zügel gesteuert werden kann. Dies erlaubte es den Bauern, dass sie ihre Maschinen aus der Pferde Ära weiter verwenden konnten.Dies erlaubte aber kein Aufsitzen auf den Traktor. Sehr ökonomisch gedacht. Heute wird bei den Autoherstellern darauf geachtet, dass auch ja kein Zubehörteil kompatibel ist mit dem Vormodell…Wegwerfgesellschaft in Reinkultur.

 

Capitol Reef National Park, Fruita, Utah: Hickman Bridge Wanderung

Auch diese Wanderung führte zu einer Naturbrücke. Das Spezielle an dieser Wanderung war, dass eine junge Dame, die vor uns wanderte, beim Selfie schiessen ihren leeren Kaffeebecher «vergessen» hatte. Unseren aufmerksamen Kindern und brevetierten «Junior Rangern» entging dieser Fauxpas nicht. Wir nahmen den Becher an uns und präsentierten ihn am Wendepunkt des Wegs der perplexen Dame, die uns herzlich dankte und behauptete, sie habe den Becher schon vermisst und sich gefragt, wo sie ihn gelassen habe. Natürlich haben wir am Ende der Wanderung auch geprüft, ob die Dame den Becher ordnungsgemäss entsorgt.

 

Wanderlust: Abnutzungserscheinungen

Unsere zahlreichen Wanderungen hinterlassen am Schuhwerk deutliche Spuren. Bei Arthurs Turnschuhen lösen sich die abgelaufenen Sohlen ab. Auch meine Turnschuhe verlieren ihre Sohlen und bei meinen Sandalen zerfallen die Sohlen zu Fetzen.In Utah gibt es ja bekanntlich nur Kakteen, aber in Moab fanden wir einen Laden, in dem wir für Arthur und mich neue Trekking Schuhe erwerben konnten. Nun machen die Wanderungen doppelt so viel Spass.

 

Vor der Stadt Moab, Utah: Bekanntschaft mit netten Nachbarn

Um für unsere Wanderungen im Arches Nationalpark gerüstet zu sein und weil der Campingplatz bei unserer Ankunft bereits voll belegt war, übernachteten wir vor den Toren der Stadt auf öffentlichem Land, wo das campen erlaubt ist und sogar ToiToi-Toiletten aufgestellt wurden. Ich geselle mich zu unseren Nachbarn, einem Pärchen, das mit einem 2004er Campervan auf 10 Monatiger Reise ist. Dies ist ihre erste gemeinsame Nacht und der Kontakt ist schnell hergestellt, da sie bereits ein Lagerfeuer entfacht haben. Ich lege 3 Stück Holz nach und wir verbringen einen gemütlichen Abend bei Whisky, Baguette und Trockenfleisch. Ich vermache den beiden meine Grillzange, mit der man die Glutstücke im Feuer manipulieren kann und die mir schon gute Dienste erwiesen hat.Die Solidarität unter Campern ist sagenhaft und es wird mir immer wieder warm ums Herz. Wenn ich z.B. die Steine aus dem Pneuprofil entferne, dann geht es nicht lange und ein Nachbar erkundigt sich, ob ich Probleme mit den Reifen habe und Hilfe brauche.

 

Arches National Park, Utah: Devils Garden Wanderung

Diese 12 km lange Wanderung starten wir direkt vom Campingplatz des Nationalparks aus. Die Kinder haben es total genossen. An mehreren Stellen kletterten wir über die so genannten «Fins», das sind aufgestellte Felsplatten, die durch Erosion zu den Bogen (GB: arches) umgeformt werden, die diesem National Park den Namen geben. Diese «Fins» sind zum Teil nur 2m breit und diese Passagen nur für Schwindelfreie geeignet. Es kommt uns eine österreichische Wanderin entgegen, die den steilen Abstieg nur noch auf dem Hosenboden bewältigt und die keinen entspannten Eindruck macht. Der Rückweg ist nur spärlich ausgeschildert und wir treffen auf ein Paar aus Québec, das wir schon dreimal beim Wandern getroffen haben. Sie haben sich verlaufen und geben mir den Rat, gut auf die Steinmännchen zu achten, die den Weg statt Wegweisern markieren, damit mir nicht dasselbe Schicksal widerfährt wie ihnen. Die Kinder helfen beim pfadfinden gut mit, finden zahlreiche Tierspuren und so bleiben uns Umwege erspart. Arthur ist mit seinen neuen Trekking Schuhen nicht mehr zu stoppen und wandert nicht nur wie ein Weltmeister, sondern springt leichtfüssig wie ein Reh über Stock und Stein, als gäbe es nichts Leichteres. Ein oft gehörter Kommentar von entgegenkommenden Wanderern ist: «Diese Energie möchte ich haben!»

 

Bluff, Utah: Pionier Dorf der Mormonen

Wir wollten in Bluff eigentlich gar nicht anhalten, doch die liebevoll gestalteten Hütten aus der Siedler Zeit liessen uns kehrt machen. Wir schauten uns die Nachbildung sowohl der Behausungen, als auch des Mehrzweckhauses, das als Schule, Kirche, Tanzlokal und Gemeinderatssaal diente, an.Zum Phototermin durften wir uns alle als Siedler verkleiden und Jeanne wollte ihr Kleid fast nicht mehr ausziehen, so süss sah sie darin aus und so sehr hat es ihr gefallen. Ein toll gemachter Film informierte uns über die Pionierzeit, als die Mormonen eine 8 monatige Reise auf sich nahmen, um den Ort Bluff zu gründen und mit den Indianern friedlich Handel zu treiben. Am Colorado River angekommen mussten sie einen Weg suchen, um diesen überqueren zu können. Am Ort «Hole in the Rock» fanden sie eine schmale Auswaschung, die sie in 6 wöchiger Schwerarbeit und mit Dynamit so stark erweiterten, dass diePlanwagen hindurchpassten. Mittlerweile war es Winter geworden und obwohl die hinteren Räder der Planwagen mit Ketten blockiert wurden, befestigte man zusätzlich zwei lange Seile hinten am Wagen, woran sich alle Männer an zwei langen Seilen festhielten und mit aller Kraft bremsten, damit das Fuhrwerk nicht ausser Kontrolle geriet. Das Gefälle betrug schwindelerregende 50%! Frauen und Kinder konnten auf dem Schnee nach unten schlitteln und ein 3 jähriger Knabe fragte: «Mama, wie kommen wir ja je wieder rauf?» Den Fluss überquerten sie mit einem selbstgebauten Floss. Der Weg, der vom Fluss wieder hoch aufs Plateau führte war so steil, dass 14 Pferde vor einen einzigen Wagen gespannt werden mussten und trotzdem mehrere Pferde durch Überanstrengung starben. Ich bewundere den Durchhaltewillen, den Erfindergeist und vor allem das Gottvertrauen dieser Leute, die eines der schwierigsten Gelände der USA durchquerten.

Gooseneck State Park, Utah: Morgensport

Hier am Eingang des Gooseneck State Park haben wir die Nacht wild campierend verbracht. Wir waren die einzigen Camper und die ganze Nacht hindurch kam kein einziges Fahrzeug an der Strasse vorbei. Jetzt jogge ich bei Sonnenaufgang los und als ich nach 30 Minuten unseren Camper nicht mehr sehe, bleibe ist stehen und lausche in die absolute Stille hinein. Über den ganzen Horizont hinweg sehe ich keine Spur irgendeiner menschlichen Behausung oder Aktivität. Kein Flugzeug, kein Fahrzeug, kein Haus, keine Stromleitung oder sonst etwas. Dieses Gefühl geniesse ich eine ganze Zeit und kehre dann wieder zum Camper zurück, wo Céline schon das Frühstück zubereitet hat.