Lost Dutchman State Park, Arizona: Flat Iron Hike

Dies war eine sehr anspruchsvolle, 5 stündige Wanderung, bei der uns die Frauen nur bis zur Hälfte begleiteten. Arthur und ich nahmen nach 90 Minuten auch noch den Rest des Aufstiegs zum Berg, der an ein Glätteisen erinnert, in Angriff. Es war eine äusserst kräftezehrende Kraxelei, doch als ich Arthur 30 Minuten vor Erreichen des Gipfels fragte, ob er sich vorstellen könnte, nicht auf den Gipfel zu gelangen, lehnte er kurzerhand ab. Wir überholten beim Aufstieg sogar ein junges Paar. Auf dem Gipfel angekommen, umarmte mich Arthur voller Dankbarkeit und ich spürte eine tiefe Verbundenheit mit meinem Sohn. Es war einer dieser magischen Momente, die mit Worten schwer zu beschreiben sind und mir wieder bewusst werden liessen, was für ein Privileg es ist, mit seiner Familie so lange unterwegs zu sein. Den Abstieg mussten wir ziemlich bald in Angriff nehmen, denn es blieben uns nur eineinhalb Stunden bis Sonnenuntergang. Wir überholten einen leicht übergewichtigen Amerikaner, der uns zeigen wollte, wo seiner Meinung nach der Weg durchführte. Nachdem wir ihn eines Besseren belehrt hatten, folgte er uns und bereute es nicht, denn wir wählten den leichteren und schnelleren Pfad. Nachdem die Sonne untergegangen und klar war, dass er den Nachhauseweg nun auch ohne uns und ohne Taschenlampe finden würde, legten wir einen Zahn zu. Die sternklare Nacht und der Vollmond erlaubten es uns, auch ohne Taschenlampe wandern zu können. Fast auf dem Campingplatz angekommen, kamen uns Céline und Jeanne entgegen, die uns schon vermissten.



Goldfield Ghost Town, Arizona: Schiesserei auf offener Strasse mit 5 «Toten»

Die Geisterstadt Goldfield ist eine Touristenattraktion, wie sie im Buche steht. Die gestellte Schiesserei im Wildwest Stil auf der Hauptstrasse haben wir dennoch genossen und waren froh, dass auf ein Zeichen alle «Toten» wieder aufstehen konnten. Leider war wie so vieles in dieser Stadt auch die Bäckerei eine Mogelpackung und konnte uns kein selbstgemachtes Brot verkaufen, wie an der Fassade angekündigt. Mittlerweile fehlt uns das französische Baguette so stark, dass wir wie Brot-Vampire jede mögliche Informationsquelle anzapfen und uns durch alle erfolgversprechenden Bäckereien arbeiten, meistens aber mit karger Ausbeute.



Elaine und Jim Burgess, Tempe, Arizona: Familientreffen

Wir durften mit Hervé vor Jim und Elaines Haus Halt machen und von WiFi, Strom, Waschmaschinen und vor allem ihrer grossen Gastfreundschaft profitieren. Es ist einfach wunderbar, nach so langer Zeit in der Rolle als Tourist bei Verwandten von Céline eine Rast einlegen und einfach mal die Seele baumeln lassen zu können. Jim hat uns mit dem grossen Familienvan überallhin chauffiert, so dass ich wirklich zur Ruhe kam. Jim ist als Junioren Fussballtrainer einer Frauenequipe (Mannschaft tönt unpassend) sehr aktiv und mit 70 Jahren fit wie ein Turnschuh. Schappo! Wir freuen uns schon sehr auf den Gegenbesuch im Juni 2019, wenn die beiden auch bei uns zu Gast sein werden.



Elaine und Jim Burgess, Tempe, Arizona: Thanksgiving im Familienkreis

Als besonderer Höhepunkt während unseres Aufenthalts bei den Verwandten in Phoenix wurden wir zu Thanksgiving, dem wichtigsten amerikanischen Familienfest nebst Weihnachten eingeladen. Unsere Kinder hatten die Gelegenheit, mit anderen Kindern Fussball, Billard und Volleyball zu spielen und sich über Sprachgrenzen hinweg zu setzen. Es waren wunderbare Stunden mit netten Leuten, interessanten Gesprächen und sehr viel gutem Essen. Die Cranberry Sauce von Elaine passte hervorragend zum Truthahn. Die amerikanische Hausmannskost hat es mir angetan und ich war mit dem dritten Teller beschäftigt, als ich feststellte, dass ausser mir niemand mehr am Essen war. Ich sagte, dass die Amerikaner doch kochen können, aber sie tun es für meinen Geschmack einfach viel zu selten! Die von uns mitgebrachten Gesellschaftsspiele «Jungle Speed» und «Double» wurden von allen gut aufgenommen und von den Eltern zum Teil gleich online bestellt.



Papago Park, Phoenix, Arizona: Grillfreuden und Minimalwanderung

Im Papago Park konnten die Kinder am Wasser spielen, wir ausspannen und danach gemeinsam in der Sonne den Unterricht abhalten. Wie fast immer waren auch hier Grills vorhanden, so dass ich das Mittagessen darauf zubereiten konnte. Der kurze Hopser zum Hügelchen «Hole in the rock» verdient die Bezeichnung Wanderung nicht, aber die «Phoenizier» karren Schulbusweise Kinder dorthin, damit sie in der «freien Natur» ihr Picknick essen und ein paar Selfies schiessen können. Wir können nach unseren bisherigen Wanderungen über diese Erhebung, die in der Schweiz als Verkehrsberuhigungsschwelle gälte, nur lächeln, geniessen aber die Aussicht über die fünftgrösste Stadt der USA.



Glendale, Arizona: Glendale Glitters Weihnachtsmarkt

Es war Elaines Idee, mit uns zum Weihnachtsmarkt von Glendale zu fahren. Man konnte Fotos mit dem Weihnachtsmann schiessen, bei 20°C im Kunstschnee oder auf Hüpfburgen toben. Es wurde ein Kindertheater der Ballettschule gezeigt, das uns mit den selbstgemachten Kostümen, Kulissen und der Hingabe der Darsteller in den Bann zog. Es waren viele Essensstände vorhanden und die Auswahl reichte von Grillhähnchen über Wok-Gemüse bis zur Zuckerwatte. Wir zogen es trotzdem vor, unser Nachtessen in einem Burgerrestaurant einzunehmen, wo man sich hinsetzen, die Zutaten selbst dosieren und ich zum Burger ein leckeres, lokales Bier kosten konnte.



Roberta und Stewart: Einladung zum Mittagessen

Roberta wird Bobby genannt und gehört zur Reppel Familie und somit zur Verwandtschaft von Céline. Wir durften die rüstige 80 jährige und ihren Mann Stewart bei sich zu Hause besuchen und wurden zu einem leckeren, selbstgekochten Mittagessen eingeladen. Es war der mexikanischen Tradition nachempfunden und erhielt den Spitznamen Mexikaner-Lasagne. Unseren Kindern war es etwas zu scharf, aber ich mochte es sehr. Leider verging die Zeit viel zu schnell und wir mussten wieder gehen. Wieder hat uns Jim mit dem Familienauto gefahren, so dass wir Hervé stehen lassen konnten.



Prescott, Arizona: Wanderung um den Willow Lake

Diese 7 km Wanderung um den Stausee zur Wasserversorgung der Stadt Prescott gefiel uns besonders gut, da er viele kleine Varianten der Routenführung bietet. Die abgerundeten, grossen und griffigen Steine mit ihrer Maserung, die wie ein Leopard aussieht, erinnerten mich an die Schären in Schweden, wo ich gerne gesegelt bin. Die Kinder konnten hervorragend auf diesen Steinen spielen und von einem Stein auf den nächsten springen. An zwei Morgen joggte ich um den See und erlebte den Sonnenaufgang, wenn das rote Licht die Steine besonders schön leuchten lässt. Es war so kalt, dass am Ende Eiszapfen in meinem Bart hingen.



Prescott, Arizona: Wanderung um den Watson Lake

Der Watson Lake war dem Willow Lake sehr ähnlich und wir fanden einen Baum, der schon seit längerem tot war und dessen mit Harz getränktes Holz sich hervorragend fürs grillieren und vor allem das Anzünden des Grillfeuers eignet. Mit Arthur zusammen zerkleinerte ich einige Äste und transportierte sie im Rucksack zurück zum Camper. An der Bootrampe halfen wir einem Kajak Fahrer beim Einwassern und Jeanne zeigte ihm einen Weisskopfadler, der über dem See seine Kreise zog. Der Mann war total erfreut, war es doch der erste Adler dieser Art, den er seit seinem Umzug von Kalifornien nach Prescott vor 3 Jahren gesehen hat.



Hawasu Lake City, Arizona: Slot Canyon Wanderung

Die Kinder haben diese Wanderung über alles geliebt. Vor allem Jeanne wollte schon seit langem durch einen wirklich engen, trockenen Canyon wandern und ihr Wunsch ging hiermit in Erfüllung. Die 7 km legten wir bei bedecktem Himmel zurück, da sich Niederschlag ankündigte. Für uns, die wir seit dem Beginn der USA Reise im Bundesstaat Colorado nur noch in trockenen Gebieten unterwegs waren, hat Regen mittlerweile Seltenheitswert. Aufmerksam beobachtete ich den Himmel auf Anzeichen von Niederschlag, um nicht im Canyon von den Wassermassen, die auf den steinigen Böden extrem schnell abfliessen, überrascht zu werden. Die interessanteste Stelle war ein 3m hoher Wasserfall aus Sandstein, der vom Wasser wunderbar glatt geschliffen war und der sich als Rutschbahn eignet. Wir haben uns einen Spass daraus gemacht, möglichst viele Varianten zu finden, um wieder nach oben zu gelangen ohne dazu die gespannte Leine zu benutzen. Es kamen uns Wanderer entgegen, die sagten, dass die Route nicht trockenen Fusses passierbar sei, da an einer Stelle weiter unten noch 1 m Wasser in einem Becken stehen. Wir fanden aber eine Möglichkeit, einen dicken Ast so auf einen grossen Stein zu legen, dass wir auf dem Ast balancierend das Wasser überqueren konnten. Auf dem Rückweg rutschte dieser Ast allerdings ab, während ich darauf stand, um meiner Familie zu demonstrieren, wie todsicher diese Art der Überquerung sei. Ich fiel ins Wasser und wurde nass bis auf die Knochen. Welch eine Blamage, und erst der Gestank dieser abgestandenen Brühe, wäääh! Jetzt kann ich meine Lieblings Arbeitshosen mit den vielen praktischen Taschen bis zur nächsten Wäsche nicht mehr anziehen.



Buckskin State Park, Arizona: Badefreuden im Colorado River Ende November

Nach mehreren Tagen wildem campen müssen wir unseren Wassertank füllen und die Abwassertanks von WC und Dusche/Lavabos leeren. Daher verbringen wir eine Nacht im State Park, wo zufälligerweise ein Treffen von historischen Fahrzeugen mit den dazu passenden Wohnwagen stattfindet. Ich kann mich an diesen Schätzen, die sich in Spitzenzustand befinden, kaum sattsehen. Mein Favorit ist eine Corvette Sting Ray mit seinen betörenden Linien und dem Wohnwagen, der mit denselben Felgen mit Flügelnaben ausgestattet ist. Die Mitglieder des historischen Caravan Clubs haben ihre Schätze in der Nacht wie Weihnachtsbäume dekoriert, was sehr lustig aussieht.

Die Wassertemperatur des Colorado war frisch, doch die Kinder haben es total genossen, hier Ende November nochmals baden zu können. Dank Jonas’ Surfanzug konnte ich ohne zu frieren tauchen und 3 Golfbälle aus dem Flussbett bergen. Es war ein spezielles Gefühl, in diesem Fluss zu schwimmen, den wir im Grand Canyon nur aus 1600 m Entfernung gesehen haben. Wenn man im Fluss liegend nach unten schaut, erblickt man viel Fisch und Grünzeug und sobald man den Kopf aus dem Wasser streckt wird man gewahr, dass man sich immer noch in einer kargen Wüste befindet, wo die Temperaturen im Sommer auf 50°C steigen. Umso bizarrer muten die Golfplätze mit ihrem saftigen grünen Rasen entlang der Strasse an. Heute haben wir nur eine 2 km lange Wanderung unternommen, da es nicht viel Spektakuläres zu sehen gibt. Der Lachs und der Broccoli vom Grill, den ich auf dem gesammelten Kienspan Holz zubereitet habe, schmeckte uns allen sehr gut.