40 km vor den Toren Rockhamptons: Erste Nacht wild campieren in Australien

Heute fuhren wir 300 km und nach einer Woche Monsunregen sehen wir endlich wieder Sonne. Welche Wohltat! Wir halten für die Nacht auf einem Parkplatz mit WC und Grillstelle und gesellen uns zu vielen anderen Campern. Weit herum gibt es nur Wald und Rinderweiden, wir sind in der totalen Pampa. Um 2100 h bereite ich leckere Pouletbrüstli und Lammspiesse, Cevapcici und Lammkotletts zu und Arthur hilft mir beim grillieren. Jeanne bereitet derweil einen liebevoll dekorierten Tomaten-Mozzarellasalat zu. Céline pausiert heute mit kochen und essen und schläft schon fest, als wir drei uns am Gekochten satt essen.



Rockhampton: Besuch des Zoos

Der Zoo in Rockhampton ist gratis und trotzdem grösser als der Tierpark «Lange Erlen» in Basel. Da heute Leyla ihren ersten Schultag hat und somit auch die anderen Australischen Kinder, sind wir praktisch allein und haben einen Tierpfleger, der uns bereitwillig auf all unsere vielen Fragen Antwort gibt. Wir dürfen sogar die zwei Cassowarys mit Trauben füttern und erfahren, dass diese bis zu 15 kg Früchte pro Tag gefüttert bekommen. Der Pfleger meint auch, dass Cassowarys fast genauso gefährlich wie Velociraptoren sind, da sie hoch springen können und scharfe Klauen besitzen, mit denen sie jemanden aufschlitzen können.



Rockhampton: Besuch des Rodeos im Great Western Hotel

Rockhampton ist die Viehzüchter Hauptstadt Australiens und so kommen wir nicht umher, im Great Western Hotel ein Bullriding Rodeo mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen anzusehen. Es gibt gute Crème brûlée und spektakuläre Ritte zu sehen. Wir sitzen in der ersten Reihe und sehen die schmerzverzerrten Gesichter der Cowboys. Nach Ende des Trainings dürfen alle, die mögen, auf dem elektrischen Trainingsbullen Platz nehmen und ihr Können beweisen. Wir verkneifen uns den Ritt, da ich die Verletzungsgefahr ohne Aufwärmen als zu hoch einschätze. Es sieht schwierig aus und der Elektrobulle gewinnt immer.



Rockhampton: Gratis Camping auf Einladung der Stadt

Auf dem Platz, wo wir diese Nacht verbringen, darf ab Mitte Februar 2019 niemand mehr übernachten und daher profitieren wir noch von den letzten Nächten legalen Gratiscampens direkt neben dem botanischen Garten. Leider hat die Campingplatz Vereinigung die Stadt verklagt und das Gericht hat entschieden, dass durch das Angebot von Gratis Campingplätzen der Wettbewerb verzerrt wird.



Rockhampton: Bester Kinderspielplatz der Welt

Wir verbringen den ganzen Nachmittag auf diesem riesigen Kinderspielplatz, wo gleichzeitig problemlos 10 Kindergeburtstage gefeiert werden. Es gibt so viele Grillstellen und Sitzgelegenheiten, dass sie sogar nummeriert sind, damit man nicht aus Versehen zur falschen Feier geht. Grillstellen sind in Australien überall gratis zugänglich und mit elektrisch oder mit Gas betrieben. Das Feuer machen mit Holz oder Kohle fehlt mir schon ein bisschen, aber meist lässt die Brandgefahr nichts anderes zu. Ich koche Zuchetti und Lachsfilets, sowie drei weisse Fischfilets. Céline kocht im Camper drei Pfannen Frühlingskartoffeln, da aufgrund der kleinen Gasbrenner auch unsere Pfannen sehr klein sind. Die Kinder planschen im Wasser, das fantasievoll über eine lange Strecke geführt wird und wo sich Pools und Orte, wo man den Fluss umlenken oder stauen kann, abwechseln.



Rockhampton: Der echte Crocodile Dundee wohnt hier und heisst James Lindley

Wir treffen James zum ersten Mal als ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Tourist Information von Rockhampton und mir ist sofort klar, dass er ein herzensguter Mensch ist. Er erinnert mich stark an meinen Grossvater August aufgrund des hageren Gesichts und der glasigen, eingefallenen Augen. Zum zweiten Mal treffen wir den rüstigen Senior mit Jahrgang 39 im Supermarkt. Er erinnert sich an die Namen unserer Kinder und will uns sofort seinen Hausschlüssel geben, damit wir bei ihm im Haus duschen und sogar übernachten können. Nach der obligatorischen Tasse Tee zur Begrüssung fährt er uns mit seinem alten Pickup nachts durch die Stadt und zeigt uns die schönsten Stellen. Die Tankanzeige, Lüftung und das Radio sind kaputt, aber Motor und Bremsen funktionieren noch. Ich zeige James, wie man anhand des Tageskilometerzählers eine gute alternative Tankanzeige bekommt, wenn man bei jedem Volltanken den Zähler auf Null zurücksetzt. Bisher hat er immer alle 2 Wochen getankt und führt zur Not 2 Reservekanister Diesel mit.

Am Morgen frühstücke ich mit ihm, während die Kinder noch draussen schlafen. Er erzählt mir von seinen Reisen mit dem Motorrad, einer Ariel Square Four, mit der er als 25 jähriger quer durch Europa (er schwärmt noch heute von Paris und seiner ersten Nacht im Gefängnis) und später auch durch Afrika gereist ist. Er fuhr auch Speedway Rennen und wurde zweimal Queensland Champion auf einer JAP 500. Er schweisste sich selbst den ersten in Queensland zugelassenen Motorradanhänger mit Rädern einer Schubkarre, um damit seine JAP zu den verschiedenen Rennstrecken fahren zu können. Die Bergabfahrten seien schwierig gewesen, da auf den grösstenteils ungeteerten Strassen das Heck der Ariel vom Anhänger (der natürlich keine Bremse hatte und schwer war) weggeschoben wurde.

Unsere Kinder staunen nicht schlecht, als James erzählt, wie er als Kind auf einer Rinderfarm keine Schuhe hatte und wie Geissen-Peter aus der Heidi Geschichte in die Kuhfladen gestanden ist, um nicht an die Zehen zu frieren im Winter. Das war knapp nach dem Ende des 2. Weltkrieges.


Capricorn Bay: Wasserrutsche bis zum Abwinken

James fährt hinter Harald her und wir stellen Harald auf dem Campingplatz in der Nähe der Capricorn Bay ab. Danach fahren wir mit James’ Pickup weiter und er zeigt uns verschiedene schöne Orte und wir lernen seinen Sohn kennen. Wir machen auch einen kleinen Spaziergang zum Singing Ship Memorial, das James Cook gewidmet ist und mit vom Wind angeregten Pfeifen wunderbar das Singen in der Takelage eines Segelschiffs imitiert. Sehr schön realisiert.

In der Keppel Bay Marina erkundige ich mich nach Charterschiffen, um selbst als Skipper aktiv zu werden, doch die Dame am Empfang sagt mir auf den Kopf zu, dass sie mir nicht zutraue, mit den momentan herrschenden Bedingungen auf See fertig zu werden. Tatsächlich bläst ein nettes Lüftchen und so scheint es mir wenig sinnvoll, nach Keppel Island rüberzuschippern. Das von mir favorisierte Boot hat ausserdem einen Motorschaden und so erübrigt sich das mit dem skippern.

James fährt uns zum Camping zurück und jetzt heisst es Abschied nehmen von diesem netten Herrn, der uns so selbstlos eine Unterkunft angeboten hat. Die Kinder können eineinhalb Stunden lang von der 12 m hohen Wasserrutsche auf dem Camping profitieren, denn es sind fast keine anderen Gäste da.



Bluff Point: Turtle Lookout

Wir kommen an Anfang des 2,5 km Wanderwegs an und gleich informiert uns eine nette Dame, dass heute morgen ein Wanderer eine Schlange gesehen habe. Sie beruhigt uns sogleich und versichert, dass die Schlangen meist mehr Angst vor uns haben als wir. Wir bekommen die Schlange leider nicht zu Gesicht, obwohl wir sämtliche Sensoren auf maximale Empfindlichkeit stellen. Immerhin entdecke ich eine wunderschöne, ca. 30 cm lange Echse, die gelb-schwarz trägt und mich von der Farbgebung an meine beiden Motorräder erinnert. Am Aussichtspunkt 500 m.ü.M angekommen beobachten wir mehrere Wasserschildkröten, die an die Oberfläche kommen, um zu atmen und bald darauf wieder im braunen Wasser verschwinden. Die Verhältnisse für eine Überfahrt nach Keppel Island sind immer noch schlecht und wir sehen, wie die Fähre gegen die Wellen ankämpfen muss.



Yapoon Lagoon: Brandneues Trostpflaster

In Yapoon wurde Mitte 2018 eine neue künstliche Lagune eingeweiht, also ein öffentliches Schwimmbad, das von der Form her einer Lagune nachempfunden ist. Da hier in den tropischen Breitengraden Würfelquallen im Meer eine ernste Gefahr sind, wurden diese Schwimmbäder als Trostpflaster direkt am Meer gebaut, damit Touristen und Einheimische unbeschwert und ohne Neoprenanzug baden können. Da heute ein normaler Schultag ist, sind nur ein paar wenige Grosseltern mit Kleinkindern da und wir haben die Lagune praktisch für uns allein. 3 Rettungsschwimmer passen auf, dass wir nicht ertrinken.



Rockhampton: Immer noch bester Kinderspielplatz der Welt

Wir können nicht widerstehen und kehren zum Spielplatz von Rockhampton zurück. Die Kinder planschen im Wasser, während ich dem Wasser etwas fernbleibe und Blog Artikel schreibe, damit meine Wunden am Fuss verheilen können. Die Hauptattraktion auf diesem Spielplatz ist nicht ein Velo-Monorail, sondern eine ca. 18 m hohe Kugel, in die mehrere Netzebenen eingezogen und untereinander mit Röhren verbunden sind. Seitlich führen diverse Rutschbahnen weg und ganz oben ist eine kleine Lounge, wo unter dem Sonnendach mehrere kleine Liegestühle aufgehängt sind. Unübertrefflich.

Zum Nachtessen koche ich feine Rindersteaks (Spitzenqualität für CHF 15/kg) vom lokalen Metzger mit Bohnen und Kartoffeln auf dem Grill.