Bundaberg, Queensland: Grunske Fischrestaurant als Überhammer

Ein älterer Herr in der Bundaberg Tourist Information hat uns das Grunske Fischrestaurant empfohlen und da wir alle hungrig sind, fahren wir direkt zur angegebenen Adresse gleich neben dem Fluss, wo der fangfrische Fisch direkt ab dem Boot in die Küche transportiert wird. Die Auswahl ist riesig und ich lasse meinem Hunger freien Lauf. Ich bestelle zur Vorspeise eine Versuchsplatte und danach noch eine volle Meeresfrüchteplatte. Die Qualität ist über alle Zweifel erhaben und ich esse, bis ich fast platze. So macht sich den Magen überdehnen Spass. Die Garnelen sind Wildfang und von der Festigkeit des Fleisches nicht mit Zuchtgarnelen zu vergleichen. Als mich eine ältere, gut situierte Dame mit zahlreichen wertvollen Diamantringen an allen Fingern, die nebenan sitzt, die Garnelen essen sieht, kann sie nicht anders als mir zu zeigen, wie man sie am besten schält. Sie macht es mit einer solchen Leichtigkeit, dass ich sie frage, ob sie lange in einer Fischfabrik gearbeitet hat. Sie behält die Fassung, lächelt gutwillig und klärt mich auf, dass sie seit 50 Jahren zweimal wöchentlich von diesen göttlichen Garnelen isst und sich daher eine gewisse Fingerfertigkeit angeeignet hat.



Mon repos Turtle Conservation Park: Magische Momente und Arthur als Leuchtturm

Vom Campingplatz aus gehen wir am Abend zu Fuss 2 km zum Mon repos Schildkröten Zentrum, um uns von Rangern und freiwilligen Helfern die Magie von schlüpfenden Schildkröten zeigen und vor allem erklären zu lassen. In völliger Dunkelheit werden wir zum Strand geführt, wo aus einem Nest über hundert frisch geschlüpfte Loggerhead Schildkröten ihren Weg zum Meer suchen. Die Rangerin sammelt alle in einem Käfig und lässt uns einen dieser «Hatchlings» befühlen und es ist total süss, wie sie mit ihren Flossen wild fuchtelnd meine Hand streicheln. Sie kommen mir vor wie kleine Blechspielzeuge, die man mit einem Federwerk aufzieht und danach loslässt. Ihr Instinkt befiehlt ihnen, auf dem direkten Weg ins Meer zu watscheln, um nicht Opfer von Krabben, Vögeln oder noch schlimmer Füchsen zu werden. Die Füchse werden mittlerweile systematisch exterminiert, da sie von den Engländern nach Australien eingeführt wurden und bis zu 90% der Schildkröteneier fressen. Da aber nur eine von Tausend Jungschildkröten die Geschlechtsreife erlangt, wäre ein Überleben dieser Art so unmöglich.

Damit die Hatchlings den Weg ins Wasser auch sicher finden, werden 4 Freiwillige gesucht, die mit einer Taschenlampe eine Reihe zum Meer bilden und damit die Schildkröten einweisen. Arthur darf dank seiner tollen und sehr nützlichen Stirnlampe (wir nennen sie «lampe de la vie») auch an diesem Schauspiel teilhaben und er berichtete, dass es lustig war, die Flossen der jungen Schildkröten an seinen Füssen zu spüren.

Als Krönung dieses Abends werden wir noch Zeuge, wie eine 92 kg schwere Loggerhead Schildkröte insgesamt 120 Eier in ein Loch legt und danach wieder zubuddelt. Das Ausheben des Loches bereitet ihr sichtlich Mühe, da eine ihrer Hinterflossen wahrscheinlich durch einen Haibiss verletzt wurde. Ihr Panzer zeigt auch Abdrücke von einer solchen «Knabberattacke». Einer der Ranger amtiert als Hebamme und hilft beim Ausheben der Grube. Als die stolze Mutter nach getaner Arbeit ihren Weg zurück ins Meer findet, spenden alle Zuschauer Applaus.



Bargara Beach: Bodyboarding in steilen Wellen

Endlich sind wir weit genug südlich, um nicht mehr von gefährlichen Quallen Angst haben zu müssen und zum ersten Mal seit unserem Flug nach Cairns können die Kinder wieder Bodyboarden. Das Wasser ist hier angenehm warm im Gegensatz zu Melbourne und ich schwitze im langärmligen Neoprenanzug. Am Strand sind die Wellen steil und kommen in kurzer Abfolge, so dass es heute kein Zuckerschlecken für unsere Kinder ist, nicht allzusehr durchgespült zu werden. Sie schlagen sich wacker, aber da es heute Kräftezehrend ist, machen wir nach 45 Minuten Schluss.


Bargara, Queensland: The basin: Eine Weltpremiere im Tauchsport

Ich kann kaum in Worte fassen, wie stolz ich auf meine Frau bin, die heute zum ersten Mal mit den Kindern und mir geschnorchelt ist. Jeannes Enthusiasmus beim Anblick der vielen Fische war so gross, dass Céline einfach nicht anders konnte als mitzukommen. Das Wetter ist immer noch zu rau und die Wellen wegen des starken Windes zu hoch, als dass an schnorcheln im offenen Wasser zu denken wäre. Daher schnorcheln wir in einem Pool, der von einem Steinwall eingefasst ist und mit max. 1 m Wassertiefe ideal ist, damit unsere Kinder ohne Probleme allein nach Lust und Laune schnorcheln und entdecken können. Gleichzeitig üben wir die mittlerweile allen Familienmitgliedern geläufige Tauchersprache mit Handzeichen. Meine Entdeckung des Tages ist eine kleine Muräne von ca. 30 cm, die sich unter einem Stein versteckt und schon mächtig darin übt, angsteinflössend auszusehen. So niedlich, wie sie ihren winzigen Mund aufreisst!



Lady Musgrave Island: Hai-denspass mit Schildkröten auf Putzerstation

Diesen Ausflug aufs Meer haben wir uns redlich verdient: Seit über einer Woche fahren wir der Ostküste entlang Südwärts und nun sind wir am südlichsten Punkt des Great Barrier Reef angekommen. Eigentlich wollten wir schon in Cairns auf Riff raus fahren, aber das Wetter liess es nicht zu, da entweder sintflutariger Regen fiel oder der Wind viel zu stark blies. Auch die Whitsunday Islands blieben uns aus diesem Grund verwehrt. Dort hätten wir auf dem Segelschiff Waltzing Matilda zwei Tage und eine Nacht verbracht und von der Yacht aus geschnorchelt. Dieses Schiff bietet 14 Gästen Platz und wäre meine erste Wahl gewesen.

Mit einem grossen Katamaran und 50 anderen Touristen fahren wir 2 h aufs offene Meer und kommen in der grossen Lagune der Lady Musgrave Insel an. Der starke Wind der letzten Tage liess immer noch Schwell in Höhe von 2 m stehen und daher war praktisch die Hälfte der Passagiere mittel bis stark seekrank. Céline ist auch sehr anfällig auf Seekrankheit, aber dank Medikamenten und dem rechtzeitigen Wechsel des Aufenthaltsorts von innen nach draussen an die frische Seeluft bewahrte sie vor Schlimmerem.

Während Céline mit den Kindern in der Lagune schnorchelte, unternahm ich einen Tauchgang mit meinem Instruktor Levi. Wir sahen zwei Schildkröten und da es Levis erster Tauchgang in dieser Lagune war, fragte er mich nach einem seltsamen Artefakt, das in den Korallen steckte und aussah wie ein Festmachepunkt für Schiffe. Beim näheren Hinsehen erkenne ich, dass es sich um das Ruderblatt eines Schiffes handelt, das hier wohl dem Riff etwas zu nahegekommen ist. Ansonsten ist der 55-minütige Tauchgang zoologisch ziemlich unspektakulär, aber die Korallen sind in gutem Zustand. Danach ging es mit dem Glasbodenboot auf die Insel, die komplett aus Korallenresten besteht und wo nur Vögel hausen. Die ganze Insel stinkt aufgrund der hohen Vogeldichte wie ein Hühnerstall, aber man kann gut sehen, wie diese Vögel ihre Nester aus Blättern bauen, die das Weibchen mit Kot zusammenklebt und die so fest sind, dass sie sogar dem tropischen Regen und Sturmwinden widerstehen. Da die Insel so nährstoffarm ist, produziert der Baum, auf dem die Vögel ihre Nester bauen im Frühling wohlriechende Beeren, welche die Vögel verzehren. Die Stengel, an denen die Beeren wachsen, sondern ein Harz aus, mit dem das Gefieder der Vögel verklebt wird, bis sie nicht mehr fliegen können. Damit sind sie auf der Insel gestrandet und sobald sie verhungert sind, reichert ihr Kadaver den Boden an. Auf dem Rückweg mit dem Glasbodenboot zum Katamaran sehen wir Schildkröten, die sich an Putzerstationen von Parasiten befreien lassen. Arthur entdeckt einen hervorragend getarnten Rochen, der exakt die Farbe des Sandes hat und der Bootsführer gratuliert ihm für seine gute Beobachtungsgabe. Natürlich klopfe ich Arthur auf die Schulter und rücke ein bisschen zu ihm hin, um allen an Bord zu zeigen, dass ich der stolze Vater dieses Prachtjungen bin. Plötzlich wird das Glasbodenboot per Funk zurückbeordert, da ein Chinesischer Tourist beim Schnorcheln trotz Schwimmweste und Schwimmnudel in Seenot geraten ist und mit dem Schlauchboot geborgen werden muss. Wie so etwas möglich ist bleibt mir schleierhaft, aber es geschah tatsächlich. Danach bleibt Céline an Bord des Katamarans und ich unternehme mit den Kindern eine ausgedehnte Schnorchel tour, die es in sich hatte. Wir sahen mehrere Schildkröten und jeder entdeckt viele grosse und kleine Lebewesen, die er den anderen freudig mit den korrekten Handzeichen zeigt. Als absolute Krönung, als die Besatzungsmitglieder uns aufgrund der fortgeschrittenen Stunde bereits zurück an Bord beordert haben, sehen wir einen Weissspitzenriffhai. Dieser ist nur einen Meter lang, aber immerhin können wir ihn gut beobachten und unsere Kinder sahen den ersten Hai in freier Wildbahn. Was für ein schönes Erlebnis.



Bargara, Queensland: Bodyboarden vom Feinsten

Heute sind die Verhältnisse ideal zum surfen in Bargara. Die Wellen sind kraftvoll und nicht zu hoch und kommen in grossen Abständen herein. Ich lasse unsere Kinder eine Stunde die Sau rauslassen ohne Neoprenanzug, aber mit den langärmligen UV Leibchen, da die Sonne eine unglaubliche Kraft hat und die Sonnencrème im Wasser nicht effektiv genug ist. Mittlerweile hatten wir alle schon mindestens einen Sonnenbrand, weil wir dachten, nach so langer Zeit auf Achse genügend vorgebräunt zu sein, aber weit gefehlt.



Hervey Bay, Queensland: Herbstmesse auf dem Spielplatz

Der Spielplatz in Hervey Bay ist wiederum eine Offenbarung: Die Australier bauen die besten Spielplätze der Welt und im Staat Queensland ist die Zentrale. Eine Riesenschaukel mit 2 Achsen und Drehgelenk, an dem eine Art Netz befestigt ist, bietet genügend Platz für 4 Kinder. Mit Arthur und Jeanne zusammen spiele ich Herbstmesse in Basel und versuche, die Sprüche und den Dialekt der Schausteller möglichst naturgetreu wiederzugeben. Sie lieben es und wir amüsieren uns köstlich, als ich den Billeteur mimend «in letzter Sekunde» als die Schaukel schon mächtig Fahrt aufgenommen hat, cool von ihr runterspringe und dabei noch die herumstehenden Frauen beeindrucke. Danach heisst es «Abschuss» und ich treibe die Schaukel mächtig zum Schwingen an. Nach einer Weile kommt der magische Moment, wo ich die Passagiere frage, ob sie bereit sind für «volle Pulle», was die zwei mit Gejohle gutheissen. Nun versetze ich die Schaukel noch in heftige Drehungen, bis mir der Schweiss runterläuft. Nach dem Ausschwingen heisst es wieder «Zueschtyge Platz näh, bitte zueschtyge. Me cha wider deby si bi de näggschte Fahrt!»

Ich bin so fertig, dass ich erstmal etwas Erholung brauche und mich mit Céline auf die Schaukel auf den Rücken lege. Zusammen geniessen wir die Ruhe, den leichten Wind, der vom Meer her weht und angenehme Frische bringt und einfach Zeit für einander zu haben. Wir liegen einfach da, sehen zu wie es Abend wird und suchen den Himmel nach Flughunden ab. Weltfriede!