Fraser Island, Dingo 4WD Adventure Hire: 3 Tage unterwegs mit «Papa Schlumpf»

Unseren Mietwagen namens «Papa Smurf», ein schlumpfblauer Toyota Land Cruiser mit Jahrgang 1998 und 364000 km auf dem Tacho haben wir als «Susi Sorglos Paket» gemietet. Der Vermieter buchte die Fähre und erstellte uns einen Fahrplan, wann wir auf Fraser Island wo fahren können. Ihr müsst wissen, dass es auf dieser Insel keine befestigten Strassen gibt. Die Hauptverkehrsachse ist der Strand an der Ostküste, wo maximal 80 km/h gefahren werden darf und der nur bei Ebbe gut befahrbar ist. Für alle anderen Strassen gilt 30 km/h und das ist aufgrund der grossen Löcher und Wurzeln auf diesen Pisten auch berechtigt und man fährt meist mit 20 km/h. Vom Vermieter wurde mir eingebläut, dass ich auf keinen Fall im Salzwasser fahren dürfe, sonst verfallen meine 1000 Dollar Kaution. Wir bekamen eine Sicherheitseinweisung mit Hinweisen, wie auf Sand gefahren wird und was im Notfall zu tun ist. Ich unterzog «Papa Schlumpf» einer genauen Inspektion und fand heraus, dass die Rückspiegelverstellung rechts kaputt war. Das Sonnendach liess sich nicht öffnen, aber der Motor, die Federung und die Achsen waren in einem guten Zustand, so dass ich losfuhr, um die Fähre nicht zu verpassen. Nebst meinem erste Hilfe Koffer nahm ich auch meine Arbeitshandschuhe, ein Abschleppseil und mein Werkzeug mit, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Im Militär habe ich gelernt, dass auch eine Säge oder Axt im Fahrzeug hilfreich sind, um auf wenig benutzten Strecken umgefallene Bäume entfernen zu können. Die Insel bietet sehr anspruchsvolle Offroadstrecken, aber die meisten sind für Mietfahrzeuge gesperrt, da zu viele Fahrer stecken geblieben sind. Natürlich würde es mich reizen, genau diese Strecken zu erkunden, aber ohne Seilwinde, Sandbleche, Telephonempfang und ohne Begleitfahrzeug ist mir das Risiko zu hoch und ich lasse es lieber bleiben.

Fraser Island ist die grösste Sandinsel der Welt und wurde uns von meinem Bruder Jonas, der die Insel vor Jahren schon selbst befahren hat, ganz speziell ans Herz gelegt. «Jonas, du kennst mich gut!» Ich konnte am Vorabend nicht ruhig schlafen vor lauter Vorfreude. Seit dem Militärdienst bin ich ein richtiger Allradfan und freue mich jedes Mal riesig, wenn ich mich im Gelände austoben kann mit dem Auto. Unser Eintagesausflug mit dem Jeep im Death Valley war ein gutes Training, um das im Geländefahrkurs Gelernte aufzufrischen. Diesmal geht es nicht über Geröll, sondern fast ausschliesslich über Sand und das drei Tage lang. Der Reifendruck muss deswegen gleich nach der Fahrt von der Fähre auf 1.8 bar gesenkt werden, um auf der weichen Unterlage bessere Traktion zu haben.



Fraser Island, Central Station: Rainforest Walk mit Dingo

An der Central Station werden einige Exponate zur Holzfällertätigkeit auf der Insel gezeigt, namentlich ein Raupentraktor, der zum Schleppen der Baumstämme verwendet wurde. Viele der Pisten, die heute die Insel durchziehen, stammen aus dieser Zeit und wurden nur unwesentlich gepflegt. Der 900 m lange Wanderweg führt uns in den Urwald und schon zu Beginn der Wanderung machen wir Bekanntschaft mit einem Dingo.



Fraser Island, Lake Wabby: Heisse Wanderung

Fraser Island ist bekannt für seine klaren Süsswasserseen. Als wir den 65 minütigen Fussmarsch hoch zum Lake Wabby angehen, brennt die Mittagssonne gnadenlos vom wolkenlosen Himmel und lässt uns arg schwitzen. Wir haben genügend zu trinken mitgenommen und gönnen uns Pausen im Schatten der Bäume. Die letzten 10 Minuten der Wanderung führen über die kahle Düne, die Lake Wabby in ca. 100 Jahren zugedeckt haben wird. Der Abhang der Düne ist steil und grenzt direkt an den grün leuchtenden See. Wir freuen uns auf die Abkühlung, doch das Wasser ist fast schon heiss. Aus Neugierde über die Lebewesen im See tauche ich bis zum Grund auf ca. 6 m, doch das Algenwachstum ist so stark, dass ich nichts erkennen kann. Kleine Fische knabbern uns an den Füssen, so dass wir uns vorkommen wie in einem Fisch SPA Becken, wo Fische alte Hautreste der Kunden entfernen. Kein Wunder, dass hier die Fische die Besucher anknabbern, denn diese Seen sind sehr nährstoffarm, so dass jeder zusätzliche Snack willkommen ist.

Auf dem Rückweg mussten wir uns beeilen, denn die Flut kam herein und wir mussten auf dem Strand im Osten noch bis zu unserer Unterkunft im Happy Village Retreat fahren. Der harte Sand ist in der Nähe des Wassers und die Breite dieses harten, problemlos befahrbaren Streifens variiert mit den Gezeiten.



Fraser Island, Pinnacles: Pah, dass ich nicht lache, so ein Pipifax!

Wir haben in den USA wirklich schöne Sandsteinformationen gesehen, von denen Arches Nationalpark und der Bryce Canyon die bekanntesten sind. Auf Fraser wollten wir die Pinnacles trotzdem sehen und man versprach uns einen kurzen Fussmarsch bis zur Sehenswürdigkeit. Es ist ein Witz, denn die 25 m als Fussmarsch zu bezeichnen ist schon etwas hoch gegriffen und man könnte die Photos genauso gut vom Auto aus schiessen. Die Pinnacles sind aufgrund des weichen Sandes nicht spektakulär geformt, sondern gleichen bis auf die rötliche Farbe des Sandes ziemlich genau einer x-beliebigen Sanddüne mit leichten Erosionsspuren. Für uns war es nicht spektakulär und nach 5 Minuten fuhren wir weiter auf dem Strand, wo ich wiederum die Geländetauglichkeit von «Papa Schlumpf» im weichen Sand testen konnte. Es macht Spass, mit 60 km/h in den Sand zu brettern und die Kräfte zu spüren, die einen binnen Sekunden auf 30 km/h abbremsen. Das Gaspedal muss stärker gedrückt werden, um die Räder drehen zu lassen und nicht stecken zu bleiben. Es empfiehlt sich, in den Spuren eines anderen Fahrzeugs zu fahren, damit der Benzinverbrauch nicht völlig aus dem Ruder läuft und das Risiko, sich im Sand einzugraben, minimiert wird. Man muss aufpassen, nicht zu schnell durch Auswaschungen von Süsswasserabflüssen zu fahren, da so hohe Stufen entstehen, die im schlimmsten Fall zum Überschlag des Fahrzeugs führen können. Ich nutze diese Stufen, um die Grenzen der Steigfähigkeit von «Papa Schlumpf» zu testen, was einen Riesenspass macht.



Fraser Island, «SS Maheno»: Ein Wrack als Zielscheibe

Das Dampfschiff «Maheno», 1901 in England gebaut war zuerst 15 Jahre im Passagierdienst, bevor es von der Neuseeländischen Marine als Krankentransporter umfunktioniert wurde und im ersten Weltkrieg zahlreiche verletzte Soldaten repatriierte. Nach der Ausmusterung im Jahr 1935 wurde es an die Japaner verkauft, die es in die Heimat schleppen wollten. Ein starker Sturm liess die Schlepptrosse brechen und die «Maheno» auf Fraser Islands Ostküste stranden. Ein zweiter Orkan, der nur wenig später wütete, spülte das über 200 m lange Schiff so weit den Strand hoch, dass eine Abbergung wirtschaftlich nicht zu vertreten war. Alles Mögliche wurde abgeschraubt und der Rest des Wracks rostet seither vor sich hin und ist zu einem begehrten Photomotiv geworden. Ich liebe Altmetall und es tut mir etwas leid, dass die Australier dieses Wrack im zweiten Weltkrieg als Übungsobjekt für ihre Bomberpiloten missbrauchte. Es war doch völlig wehrlos und konnte weder zurückschiessen, geschweige denn ausweichen! Einfach unfair, sowas.



Fraser Island, Ely Creek: Minimalschnorcheltour und Trinkwasseraufbereitung im Taschenformat

Das angenehm kühle und kristallklare Wasser in der Ely Creek hat es mir besonders angetan. Endlich konnte ich Christophs Weihnachtsgeschenk testen. Der Life Straw ist ein überdimensionierter Strohhalm, der Wasser durch Filtration zu Trinkwasser macht. Das kühle Wasser von Ely Creek schmeckte wunderbar, doch man muss beim Trinken einen grossen Gegendruck überwinden.

Ely Creek ist nebst dem Lake Mackenzie eines der Hauptattraktionen der Insel und oft völlig mit Besuchern überfüllt. Zu unserem Glück konnten wir den Besuch so terminieren, dass wir erst hinfahren, wenn die vielen Busse schon weitergefahren sind und wir diesen Fluss relativ ungestört geniessen können. Da er uns so gut gefiel, wanderten wir zweimal den Holzsteg hoch und liessen uns zur Mündung treiben. Die Wassertiefe ist so gering, dass Jeanne und ich beim zweiten Mal unsere Taucherbrillen aufgesetzt und an geschützten Stellen in der Nähe von Wurzeln Fische oder sogar einen kleinen Aal und Krebse entdeckten.


Fraser Island, Happy Village: Mehr Platz zum Schlafen als im Camper

Unsere Unterkunft für 2 Nächte auf Fraser Island ist das Happy Village Retreat, das einen herben Charme versprüht und wo wir am Morgen Kaffee und Toast bekommen. Das Frühstück wird im Restaurant serviert, wo ein kleiner Laden das Nötigste anbietet und in einem Museum Erinnerungsstücke der «SS Maheno» ausgestellt sind. Das frische Obst, das uns angeboten wird, erkennen wir als Luxus an, wenn man bedenkt, dass alle Lebensmittel mit der Fähre und danach mit dem geländegängigen Lastwagen vom Festland hergebracht werden müssen.



Fraser Island, Lake Allom: Schildkrötenschwemme

Der Weg zum Allom See war etwas beschwerlicher (O-Ton Beifahrerin: «Und du meinst wirklich, wir kommen da durch?») und so erstaunt es nicht, dass neben uns nur noch ein Paar diesen See besucht hat. Die Dame hat es sich auf einer aufblasbaren Ananas bequem gemacht und sieht fasziniert den Schildkröten zu. Als sie uns sieht, kommt sie aus dem Wasser und kurz darauf trauen sich die Schildkröten zu uns in die Nähe des Ufers, so dass wir alle etwas von ihnen sehen können. Die Farbe des Sees erinnert stark an Schwarztee und vielleicht ist dieser Vergleich aufgrund der vielen Blätter der Teebäume, die darin schwimmen gar nicht so abwegig. Hier haben wir ausnahmsweise mal nicht gebadet, aber das lag nicht am Sonnencrème Film, den die Dame auf dem Wasser zurückliess.



Fraser Island, Lake Biraben: «Thou shalt not get stuck»

«Thou shalt not get stuck» (Du sollst nicht stecken bleiben, sozusagen als 11. Gebot) steht auf der Reserveradabdeckung einiger australischer Geländewagen. Noch nirgends in der Welt habe ich eine solch hohe Dichte an Toyota Landcruiser, Isuzu D-Max, Landrover Defender und wie sie alle heissen gesehen. In Australien definieren Geländewagen die Golf-Klasse und die Campingfreunde kaufen den passenden geländegängigen Campinganhänger für ihr geländegängiges Zugfahrzeug, um im Outback die unbefestigten Strassen befahren zu können.

Der Weg zum See ist sehr anspruchsvoll, führt über zahlreiche Wurzeln und ist nicht nur sehr steil, sondern auch noch gespickt mit grossen Schlaglöchern, so dass ich bei «Papa Schlumpf» zum ersten Mal die Geländeuntersetzung (Kriechgang) einlegen muss, um nicht stecken zu bleiben. Zur Krönung ist der Weg schmal und man fährt wie in einer hohlen Gasse. Just an der steilsten Stelle, kommt mir von oben ein Wagen entgegen, so dass ich ein kurzes Stück rückwärts bis zur Ausweichstelle fahren muss. Alle Geländewagenfahrer scheinen dies gerne zu machen, denn so können sie beweisen, dass sie auch im weichen Sand der Ausweichstellen nicht stecken bleiben.

Der Lake Biraben ist grösser als Lake Wabby und die Wassertemperatur angenehm. Jeanne und Arthur unternehmen eine ausgedehnte Schnorchel Tour mit mir, um nach Schildkröten oder Fischen zu suchen, aber ohne Erfolg. Die Wassertiefe im Uferbereich nimmt nur langsam zu, was für die Schnorchel Tour ein Sicherheitsplus bedeutet. Auf dem Rückweg vom Lake Biraben treffen wir auf zwei Australierinnen, die mit einem KIA Sportage (kleiner SUV mit geringer Bodenfreiheit) den steilen Weg zum See nicht geschafft haben. Sie haben gegen das 11. Gebot verstossen. Nun machen sie am Wegrand eine Pause, da zwei mit Gitterrosten beladene LKWs die Strasse versperren. Wir stellen uns hinten an und kommen ins Gespräch. Als die LKWs abgeladen und die Strasse freigegeben haben, lassen uns die KIA Fahrerinnen vor (warum wohl…? Fahren wir etwa schneller als sie?), doch gleich nach der ersten Kurve muss ich anhalten, da ein von den LKWs umgefahrener Baum die Strasse blockiert. Alle helfen mit, Äste abzubrechen, so dass wir am Baum vorbeifahren können. Was für ein Abenteuer. Erst später kommt mir in den Sinn, dass ich den Baum mit dem Abschleppseil auch einfach hätte wegschleppen können, doch das wäre länger gegangen.


Fraser Island, Lake Mackenzie: Der Beste von allen

Der Lake Mackenzie ist DER Touristenmagnet schlechthin. Man kann nicht erwarten, hier allein zu sein. Trotzdem treffen wir es gut, denn kein Tourbus ist anwesend und auch keine der Tagalong Tours. Tagalong Tours sind Konvois mit bis zu 5 Fahrzeugen, besetzt mit bis zu 7 meist jungen Leuten, die einem Leitfahrzeug nachfahren. Die Insassen haben oft neidisch zu uns rüber geschaut, wenn ich am Strand eine «alternative» Route gesucht habe, die anspruchsvoll, aber ohne stecken zu bleiben machbar ist. Mir geht nichts über ein gewisses Mass an Individualismus.

Der See ist ein wahres Juwel. Besetzt mit feinem, weissen Sand und kristallklarem Wasser, das hellblau schimmert, bietet er das Gefühl, in der Karibik zu sein. Aber nein, noch besser, denn natürlich schwimmt man hier in Süsswasser, so dass man ruhig die Augen unter Wasser öffnen kann. Ich will unbedingt eine Schildkröte sehen und tauche ab auf 10 m Tiefe, da ich von der Oberfläche aus ein metallisches Leuchten gesehen habe. In der Tiefe entdecke ich eine Aludose, die jemand leichtsinnig in den See geworfen hat. Zu meiner Freude sehe ich keinen Meter von der Dose entfernt eine Schildkröte, die auf dem dunklen Untergrund hervorragend getarnt ist und die ich, wäre sie weiter entfernt gewesen, bestimmt nicht entdeckt hätte. Der dunkle Untergrund ist organisches Material, das notwendig ist, um den See unten abzudichten, damit das Wasser nicht im Sand versickert.



Fraser Island, Central Station: Rainforest Walk zum Abschluss

Ich werde schon wehmütig, da wir heute Abend nach der Überfahrt zurück aufs Festland «Papa Schlumpf» abgeben müssen, aber zuerst machen wir einen Zwischenhalt in Central Station und gehen nochmal dem kristallklaren Fluss entlang. Wir sind allein und entdecken einen Aal am fressen und 3 Eeltailfish, die wir aus 10 m Entfernung beobachten können. Der Regenwald, der auf Sandboden wächst, fasziniert mich von Neuem.