Brisbane, Queensland: Zwischenstop für Reparaturarbeiten an Harald

Wir machen in Brisbane einen Zwischenhalt bei unserem Vermieter, damit sämtliche Restarbeiten, die seit dem Beginn unserer Fahrt in Cairns noch pendent sind oder die ich erst später bemerkt habe, erledigt werden können. Das Lenkrad fängt bei 90 km/h zu flattern an und mein Augenschein brachte zu Tage, dass die Räder nie ausgewuchtet worden sind. Der Ventilator im Badezimmer funktioniert nicht, eine Leselampe ist defekt und so weiter. Sam, der nette Servicetechniker, empfängt uns und wir sprechen die Arbeiten durch. Er ist erleichtert, als ich ihm vorschlage, dass er den Camper solange behalten kann, während wir in die Innenstadt zur Besichtigungstour gehen und erst nach Geschäftsschluss den Camper wieder abholen, damit er nicht einen so grossen Zeitdruck hat. Kurz vor der abgemachten Zeit tutet mein Telefon und Sam beichtet mir, dass beim Wiedereinbau des Vorderrads eine Radschraube schräg eingebaut wurde, was das Gewinde in der Radnabe beschädigt hat. Nun muss eine Radnabe getauscht werden. Wir verlängern also unsere Besichtigungstour um 2 Stunden und kommen erst nach Einbruch der Dunkelheit zum Camper zurück. Da es schon spät ist, beschliessen wir, vor dem Büro des Vermieters zu übernachten. Es ist ein gutes Gefühl, mit einem reparierten Harald weiterfahren zu können.



Brisbane, Queensland: Eine wunderbare Stadt und nicht so hektisch wie Melbourne

Brisbane wird stark geprägt von seinem Fluss, dem Brisbane River. Das gefällt mir natürlich als Wassermensch schon mal. Nach der Besichtigung einer Kirche und einer ersten Fahrt mit einem der zahlreichen Hochgeschwindigkeitskatamarane legen wir uns in der geschmackvoll angelegten künstlichen Lagune mit echtem Sandstrand zur Ruhe und die Kinder können nach Belieben planschen.

Die Skyline ist modern und ansprechend und wenn die Sonne untergeht, erstrahlt die Stadt in fantasievoll gestalteter Lichtarchitektur, die sogar Baukräne einschliesst. Diese Nacht ist besonders eindrücklich, denn der Vollmond wirkt extrem nah und fügt sich perfekt in die rot und blau beleuchtete Brücke ein unter der wir hindurchfahren. Der Skipper verlangsamt extra die Fahrt, damit alle Passagiere ihre Photos schiessen können.

Im direkten Vergleich zu Melbourne fällt uns auf, dass die Leute ruhiger und der Strassenverkehr nicht so hektisch ist, was sich wissenschaftlich in H.p.h (Honks per hour) messen lässt…



Surfers Paradise, Queensland: Skyline ok, aber der Strand geschlossen

Wir sehen uns die Skyline der Stadt Surfers Paradise an und sind beeindruckt von den vielen Hochhäusern, die in Strandnähe aufgereiht sind. Da 1000 km nordöstlich von Brisbane ein Kategorie 2 Zyklon namens Oma bläst, der starke Winde und Wellen bis 5 m Höhe an den Strand wirft, sind die Strände geschlossen und wir fahren weiter. Es kommt mir vor wie wenn man in den Europa-Park nach Rust fährt und die Fahrgeschäfte geschlossen sind. Die Hauptattraktion fehlt hier ebenso, aber die Atmosphäre ist schön.



Arthur und Jeanne: Englisch für Anfänger

Gestern sagte Arthur in einer Selbstverständlichkeit und auf englisch zu mir: «In Alsace-Lorraine it is not recommended to feed the wildlife» (Übersetzung: In Elsass-Lothringen wird davon abgeraten, die Wildtiere zu füttern). Ich glaubte zuerst an einen Zufallstreffer und liess meinen Sohn den Satz wiederholen, was er fehlerfrei tat. Wow! Ich war baff. Dazu muss ich erklären, dass unsere Kinder seit ein paar Tagen miteinander Rollenspiele von alltäglichen Situationen auf Englisch halten und wir Eltern nehmen ebenfalls eine Rolle ein. Die Initiative zum englisch reden kam aber allein von den Kindern und wir korrigieren sie lediglich hin und wieder. Selbstverständlich sind immer noch französische oder deutsche Ausdrücke dabei, wenn sie das englische Pendant nicht kennen. «Dad, do you see the Vögeli?» oder etwa «Oh, look mum, there is a lézard.» finde ich besonders süss.



Jeanne und Arthur: Fortschritte in Schweizerdeutsch Konversation

Jeanne hat ihr Vokabular in Schweizerdeutsch enorm vergrössert und wendet es täglich an. Ebenso stolz bin ich auf Arthur, weil er jetzt immer öfter schweizerdeutsch mit mir spricht, was vor unseren Ferien fast nie der Fall war. Jetzt bildet er ganze Sätze und ich könnte ihn auffressen vor Freude, weil ich die Hoffnung, dass er den Schweizer Dialekt als zu unserer Familie gehörend akzeptiert, schon etwas aufgegeben hatte. Dass er ihn nun mit Freude selbst spricht haut mich um. Das Allerbeste aber ist, dass unsere Kinder nun auch Schweizerdeutsch untereinander sprechen, was vorher nie vorkam.



Mount Tamborin, Rainforest Walk: Junior Ranger auf der Spur des Umweltsünders

Die 2.8 km lange Wanderung führt uns durch Regenwald, der hier auf vulkanischem Boden besonders gut gedeiht. In der Mitte der Strecke bewundern wir einen Wasserfall, der aufgrund der andauernden Dürre nur einem Rinnsal gleicht. Wir entdecken einen noch warmen Kaffeebecher, den ein Wanderer achtlos liegen liess. Die Kinder und ich machen uns sofort auf die Verfolgungsjagd, da wir den Übeltäter, der uns überholt hat, kennen und zur Rede stellen wollen. Mit dieser Art von Detektivarbeit haben wir schon unsere Erfahrung und nach 10 Minuten Sprint den Berg hoch haben Arthur und ich es geschafft und den total verschwitzten, frisch vermählten Kanadier aus Calgary eingeholt. Er ist total erstaunt, dass wir seinen Kaffeebecher bei uns haben und fragt uns, wie wir herausgefunden haben, dass es seiner ist. Ich stelle ihm Arthur vor, der stolz meinen Ranger Hut trägt und erkläre ihm, dass Arthur in den USA als Junior Ranger vereidigt wurde und ein Teil des Eids auch die Erziehung von uneinsichtigen Abfallsündern umfasst. Er dankt uns, dass wir seinen «vergessenen» Kaffee zurückgebracht haben und wir gehen gemeinsam zu seiner Ehefrau, die auf dem Parkplatz geblieben ist. Um sicher zu stellen, dass er nicht noch einmal seinen Becher «vergisst» warten wir solange, bis er ins Auto eingestiegen und weggefahren ist. Danach entdecken wir einen identischen Kaffeebecher auf einer Parkbank stehen, den wahrscheinlich seine Frau dort deponiert hat, diese Flasche. Natürlich nehmen wir das Beweisstück an uns, doch leider treffen wir die zwei Umweltverschmutzer in ihren Flitterwochen nicht ein zweites Mal und entsorgen deshalb den Becher fachgerecht.



Burleigh Heads National Park: Coast Walk

Die Wellen sind mit 5-6 m zurzeit beeindruckend hoch und die Strände sind daher geschlossen. Unsere Kinder sind enttäuscht, nicht mit den Bodyboards ins Meer gehen zu können aber ich erkläre ihnen, dass die Wucht der Wellen zu gross und die Strömung zu stark für uns ist.

Während des 2 km langen Küstenspaziergangs sehen wir viele Einheimische und Touristen, die dem Spektakel der Brandung zusehen und die wenigen waghalsigen Surfer beobachten, die scheinbar mühelos die Königsklasse der Wellen reiten. Der Weg führt uns zuerst der Küste entlang und danach zurück zum Ausgangspunkt durch einen Regenwald, der sich aufgrund der Küstennähe in der Zusammensetzung allerdings stark vom Regenwald des Mount Tamborin unterscheidet. Hier ist der Wald weniger dicht und die Bäume nicht so hoch und nicht so dick. Der Starkwind, der zurzeit herrscht, hat einige Bäume bereits entwurzelt und so sind wir vorsichtig, damit uns kein herabfallendes Holz trifft.



Byron Bay, New South Wales: Cape Byron Bay Lighthouse Walk, östlichster Punkt Australiens

Wir sind immer noch auf der “Flucht” südwärts vor “Oma” der zu einem Klasse 3 Zyklon angewachsen ist. Die Windböen mit 120 km/h machen mir während der Autobahnfahrt schwer zu schaffen, da Harald dem Wind eine grosse Angriffsfläche bietet und es sich so anfühlt, als ob ein Riese mit seiner Hand unseren Camper packt und durchschüttelt.

Die 6 km lange Wanderung ist spektakulär, aber steil und bietet einen majestätischen Überblick über die hohen Wellen, die mit voller Wucht gegen die Felsen des lichtstärksten und östlichsten Leuchtturms Australiens donnern. Der Wind kommt aus einer anderen Richtung als die Wellen, was den schönen Effekt erzeugt, dass die Gischt nach hinten weggeblasen wird. Dieses Bild erinnert mich an schäumende Pferde, die galoppieren und deren weisse Mähnen im Wind wallen.

Etwas weiter draussen sehen wir eine Schule Delphine, die mit den Wellen spielen. Wo keine Bäume uns Schutz bieten, sind die Windböen auf der Klippe so stark, dass man sich am Geländer festhalten muss, um nicht den Halt zu verlieren. Sogar die Sonnenbrille muss man festhalten, damit sie nicht fortgeblasen wird.