Sequoia National Park: Wanderlust

Auf über 2000 m.ü.M. musste ich Hervé hochquälen, doch es hat geklappt. Wir sind ohne überhitzten Motor, aber z.T. seeehr langsam den ganzen Berg hochgekommen und weilen nun im letzten noch geöffneten Camping des Sequoia Nationalparks. Ohne Stromanschluss und WiFi, aber mit Feuerstelle und einer Bankgarnitur können wir bereits die von Tim angefertigten Auffahr-Rampen testen. Die ebenen Abstellplätze sind als erstes vergeben. Nachts wird esdraussen 4°C kalt und bei 12°C Innentemperatur schaltetsich die Heizung im Camper ein. Es war definitiv zu kalt für meinen Geschmack und obwohl mich die Heizung aus meinem leichten Schlaf riss, war ich heilfroh, dass sie so gut funktioniert. Tagsüber erkunden wir die zahlreichen, sehr schönen Wanderwege und geniessen die wärmenden Sonnenstrahlen. Wir atmen gierig den feinen Duft der Pinien ein und beobachten die vielfältige Tierwelt. Nur Bären haben wir hier leider nicht zu Gesicht bekommen. Die immens grossen Sequoias beeindrucken uns alle durch ihre Höhe (bis 85m), die dicken Stämme (12m Durchmesser) und die dicke Schicht weicher Rinde, die als Hitzeschutz bei Waldbränden dient. Sequoias haben einen sehr hohen Tannin Gehalt, was dazu führt, dass diese Bäume extrem resistent gegen Verrottung sind.

 

Hume Lake: Ingenieurskunst anno 1908

Es war ein hartes Stück Arbeit, aber der Weg zum Hume Lake hat sich gelohnt. Auf den engen Bergstrassen musste ich alles geben, um beim Bergauffahren den Motor und beim Bergabfahren die Bremsen nicht zu überhitzen. Die engen, gewundenen Strassen liessen ein Kreuzen mit gleich grossen Fahrzeugen nur im Schritttempo zu. Mit glasklarem, türkisfarbenem Wasser empfängt uns der See, eingebettet in eine idyllische Berglandschaft. Er beschert uns zwei schöne Stunden, während der wir um den See wandern. Ursprünglich war der See 1908 von einer Firma zur Holzverarbeitung angelegt worden, die dort ein Sägewerk betrieb und die Stämme dank dem regulierbaren Pegel günstig den Bach runter schicken konnte. Das Revolutionäre ist der Staudamm an sich: Statt einem massiven Beton- oder Erdwall (eine sogenannte Gewichtsstaumauer, das musste ich in der Schule mal lernen und wollte ich hier platzieren…) wurde ein Damm aus mehreren filigranen Bögen gemacht, die viel weniger Beton verbrauchten als die konventionelle Form und der Bau dauerte lediglich 114 Tage. Nach Aufgabe des Holzbetriebes wird der See heute den Erholung Suchenden zur Verfügung gestellt. Im einzigen Laden am See kaufen wir Grillfleisch, das wir am Abend auf dem Lagerfeuer zubereiten. Jeanne hat es zum ersten Mal geschafft, selbst ein Feuer zu entfachen. Glückwunsch! Auch der Kürbis wird geschlachtet und zusammen mit Frischkäse und Zwiebeln in Alufolie auf dem Lagerfeuer gegart. Es schmeckt lecker und die Kinder essen so schnell, dass das Essen keine Zeit hat kalt zu werden.

 

Sequoia Nationalpark Roads End: Spuren des Waldbrands von 2015

Roads End. Der Name ist Programm: Wo die Strasse im Kings Canyon endet, da gibt es einen Parkplatz und von dort aus starten mehrere Wanderwege, die von 2 h bis mehrere Tage dauern. Wichtig ist, den richtigen Weg zu erwischen, denn es gibt absolut keine Netzabdeckung für Mobiltelefone. Daher füllt man zu Beginn der Wanderung einen Schein aus, auf dem man die Namen der Wanderer und die geschätzte Route und Rückkehrzeitzur Kenntnisname der Park-Ranger einträgt. Wir wandern 2.5 h lang einem Fluss entlang und sehen deutlich die Spuren, die ein grosser Waldbrand 2015 hinterlassen hat. Der verbrannte Geruch liegt immer noch in der Luft und gefallene oder stark angekohlte Bäume säumen den Weg. Wir schwenken nur kurz die Füsse im Fluss, der wirklich eiskalt ist.

 

Kalifornien Lake Isabella: Frühe Badefreuden

Wir sind in der Sierra Nevada angekommen und geniessen eine Nacht wildes Campen, ohne auf einem Campingplatz zu sein. Mit direktem Blick auf den Stausee Lake Isabella mit seinen Baumstümpfen, die aus dem Wasser ragen, geniessen wir den Sonnenuntergang, der den Sandstein rot leuchten lässt. Am Morgen stürze ich mich im Tauchanzug in die Fluten des Sees, doch ich sehe keine Fische, denn die Sichtweite lässt stark zu wünschen übrig. Zwei Pinien in unserer Nähe nutze ich dafür, endlich unsere Hängematte aufzuhängen. Leider sind die gekauften Zurrgurten zu kurz, doch dank einer Kletterpartie organisiere ich ein Stück Seil, das von einem anderen Camper im Baum zurückgelassen wurde, als Verlängerung. Die Kinder haben bereits ein gutes Gefühl dafür entwickelt, was wir alles brauchen können und bringen mir Holz, Zeltheringe, Zündkerzen, Karton und anderes, damit ich etwas damit basteln kann.

 

Death Valley: Motorenfeindliche Temperaturen trotz Herbstwetter

Schon der Name des Nationalparks ist furchteinflössend und verheisst Tod und Verderben. Die Warnungen wegen Treibstoff- und Wassermangel sind allen wohlbekannt und natürlich hatte ich wie stets ein Auge auf der Motorentemperaturanzeige. Es ist schon beeindruckend, mit dem schweren Camper während 16 km ein Gefälle von 4-8% zu befahren. Ich musste den Motor zum Bremsen bis fast zur Drehzahlgrenze treiben (engl: redlining the engine) und dieser machte einen Höllenlärm. Céline war tapfer und malträtierte die Armlehne ihres Sitzes. Die Kinder und ich fanden es amüsant, nach einer Stunde langweiligem geradeaus fahren im Tal, nun auf dieser Achterbahnstrecke mit auf und ab Wellen zu sein. Auf der Gegenfahrbahn sah ich einen Mietcamper, der mit überhitztem Motor liegen geblieben war, der arme Kerl. Wir sind ohne Zwischenfälle am tiefsten Punkt angekommen und geniessen die sternklare, Nacht ohne Lichtverschmutzung in Stovepipe Wells. Ein mir unbekanntes Gefühl, nachts am Ausgang des Ortes in die Ferne zu blicken (CH: finschter wie inere Chue) und nicht sagen zu können, wohin die Strasse führt, da keine Strassenbeleuchtung, keine Behausungen und auch kein Verkehr vorhanden ist. Auf der Rückkehr vom «Business Center» des Campingplatzes, wo ich die Laptops laden konnte, sehe ich einen total niedlichen Wüstenfuchs mit seinen Kühlrippen, äh, Fledermausohren und muss unwillkürlich an Erwin Rommel denken.Das Schwimmbad in Mitten der Wüstenlandschaft wirkt skurril. Wie entfremdend wird dann erst Las Vegas auf mich wirken?

 

Death Valley: Morgensport auf dem Flugplatz

Der Sonnenaufgang ist umwerfend schön, wenn Teile der Berge rot glühen und andere Gipfel noch im Schatten liegen. Ich jogge um 7 Uhr los, als es noch angenehm kühl ist und habe den ganzen Flugplatz für mich. Die Sandpisten reizen mich und ich will schauen, ob wir ein Geländefahrzeug mieten können, um diese zu erkunden.